Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher
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Indianer

Präkolumbische Kulturen im Norden und Westen Südamerikas

Alle Indianerkulturen der neuen Welt sind eine Folge der Einwanderung in der jüngeren Steinzeit. Wann genau dies geschah ist immer noch umstritten. Während in Nordamerika auch Europäer einwanderten, blieb Südamerika damals der Besiedlung aus Asien vorbehalten. Hier entwickelten sich frühe Kulturen, die ihre Lebensräume dominierten. Später entstanden auch Hochkulturen mit Großstädten und weitreichenden Handelsbeziehungen.

In Afrika entwickelten sich während des Pleistozäns (zwischen 11,6 und 2,6 Mio. Jahren) verschiedene Hominidengattungen, während auf dem Amerikanischen Doppelkontinent keine solchen Früh- oder Vormenschen auftraten. Neuere Erkenntnisse stützen jedoch die Ansicht, daß die nach Amerika eingewanderten ersten Frühmenschen ihre Entwicklung zum Homo Sapiens Sapiens erst nach der Ankunft vollzogen haben. Eine genaue Bestimmung, wann und wo die ersten Kolonisten nach Amerika kamen, ist bisher nicht möglich gewesen. Sichere Funde sind nur gut 30.000 Jahre alt.

Nachgewiesen sind zwei große Einwanderungsrouten: Zum einen über eine Landbrücke in der heutigen Beringstraße zwischen Kamtschatka und Alaska und zum anderen über die polynesischen Inseln an die Westküste Südamerikas. Während der zweite Fall wahrscheinlich erst nach der Besiedlung Australiens vor rund 40.000 Jahren erfolgte, ist die zeitliche Einordnung des nördlichen Weges noch unklar. Sicher ist lediglich, wann die Landbrücke begehbar war, weil sie mit Kältephasen der letzten Eiszeit, die vor etwa 10.000 Jahren endete, im Zusammenhang steht: Weil während dieser Kältephasen die Polkappen größer waren, das heißt, daß mehr Wasser in Form von Eis gebunden war, lag der Meeresspiegel um bis zu 100 Meter unter dem heutigen Niveau. Bereits die Hälfte reichte aus, um zwischen Asien und Nordamerika eine Landverbindung (die nicht mit den heute sichtbaren Alëuten identisch ist) zu schaffen, auf der nachweislich mindestens ein Teil der Ureinwohner in die Neue Welt gelangte.

Die letzte Möglichkeit der Begehung dieser Landbrücke bestand zwischen 25.000 und 15.000 Jahren vor heute. Da bereits vorher schon, etwa vor 70.000 bis 50.000 Jahren eine Migration denkbar ist, könnte sich die letzte Stufe der Entwicklung der Einwanderer, die aus Nordostchina stammten, auch erst in Amerika vollzogen haben.

Der Weg dieser Einwanderer verlief sowohl hinter den Rocky Mountains, im Wetterschatten, als auch entlang der Küste. Dieser letzte Aspekt kann damit in Zusammenhang stehen, daß sich zumindest ein Teil der Migranten mit Booten entlang der Küste bewegte. Diese Methode war auch während der Kälteperiode, entlang des Nordpolgletschers möglich, wie Funde von europäischen Werkzeugen in Nordamerika zeigen. Der Bevölkerungsanteil, der östlich der Rocky Mountains blieb, erschloß sich nach und nach den Kontinent nach Osten hin, während die anderen weiter nach Süden vorstießen. Die erste Gruppe vermischte sich mit den Europäern; daher gibt es signifikante Unterschiede zwischen Indianern in Nordamerika und denen in Südamerika.

Diesen Vorstoß darf man sich aber nicht zeitlich und kulturell einheitlich vorstellen, wie die Alter mittel- und südamerikanische Fundpunkte ausweisen. So wurden in Mexiko 33.000 Jahre alte Überreste von menschlichem Leben gefunden und in Brasilien und in Chile gibt es Fundstellen die ebenfalls über 30.000 Jahre zurückreichen, während im venezolanischen El Jobo (im Küstengebirge südwestlich von Coro) Knochen und Steingeräte ein Alter von 13.000 Jahren aufweisen. Auf der Hochebene von Bogotá fanden sich in der El Abra-Höhle rund 12.500 Jahre alte Artefakte. In der Pikimachay-Höhle in Peru wurden 14.000 Jahre alte menschliche Lebensspuren entdeckt. Ab etwa vor 11.000 Jahren, lassen sich fast überall Überbleibsel von Steinzeitmenschen nachweisen.

Die Schwierigkeit, sowohl für die frühen Bewohner als auch für die heutigen Archäologen besteht darin, daß die klimatischen Verhältnisse sich seit dem Ende der Eiszeit stark verändert haben, was eine teilweise dramatische Änderung von Flora und Fauna nach sich zog. So lebten die steinzeitlichen Jäger und Sammler anfangs noch von einer Megafauna, also riesige Tiere, die heute längst ausgestorben sind, während sich nach dem Ende der letzten Eiszeit die Nahrungsressourcen verknappten. Dies hatte zur Folge, daß neue Nahrungsquellen erschlossen werden mußten. Dazu gehörte beispielsweise die Wanderung ans Meer zum Fischfang und Küstensammeln. Erst mit der Einführung von Kulturpflanzen – in erster Linie Mais – vor rund 5.000 Jahren, konnte die Bevölkerungszahl wieder ansteigen. Die Klimaänderung führte östlich der Anden zur Ausbildung eines tropischen Regenwaldes, der Spuren frühen menschlichen Lebens in dieser Region weitgehend auslöschte und für heutige Archäologen weitgehend unerreichbar macht.

Die Darstellung der Kulturen erfolgt nach den Ländern in den heutigen Grenzen: Für Venezuela genügt ein kurzer Text, Kolumbien weist erheblich mehr Vielfalt auf, die in Ecuador noch übertroffen wird. In Peru sind die Verhältnisse in Raum und Zeit äußerst vielschichtig. (Bolivien harrt noch der Fertigstellung.)


© Stefan Beck 2013