Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher
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Konquista

Die Entdeckung und Eroberung Südamerikas durch die Europäer, stellt eine entscheidende Phase der Entwicklung für die Bewohner dieses Kontinents dar. Da rund 90 Prozent der indigenen Urbevölkerung dem europäischen Expansionsdrang im 16. Jahrhundert zum Opfer fielen, ging auch ein nicht unbeträchtlicher Teil ihres kulturellen Erbes unwiederbringlich verloren. Ihre Sprachen und Traditionen verschwanden häufig komplett vor den wirtschaftlichen Interessen der Eroberer. Dies war allerdings nur zum Teil Ergebnis der Politik der Regierungen in den Mutterländern, vielmehr setzten die Kolonisten, weit weg von staatlicher Kontrolle, ihre Ansprüche gegen Land und Leute unbarmherzig durch. Einzelne, die von moralischen Bedenken getrieben wurden, waren, bestenfalls punktuell und nie nachhaltig, in der Lage, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Eduardo Galeano, den seine Doktorarbeit (Die offenen Adern Lateinamerikas, 1971) von Uruguay ins Exil nach Spanien trieb, stellt fest, daß der Reichtum des Kontinents der Grund für das Unglück Südamerikas ist. Denn die koloniale Ausbeutung ging nahtlos vom Kolonialismus zum schrankenlosen Imperialismus, zuerst der Briten und, seit dem 2. Weltkrieg, der US-Amerikaner über.

Da ein knappes Zeitgerüst kein echtes Bild der Konquista aufzeigen kann, soll anhand der Erläuterung einiger grundsätzlicher Zusammenhänge (Grundmuster der Eroberung) ein tieferes Verständnis der Geschehnisse dieser Zeit vermittelt werden. Am Beispiel der deutschen Eroberer Südamerikas, wird die Vorgehensweise bei einer Expedition (entrada) ins Landesinnere beschrieben. Die Methodik der üblicherweise zuständigen Iberer, unterschied sich nicht von den beschriebenen Verhaltensweisen, da die Deutschen sich an deren Vorbild orientierten und die selben Vorgaben hatten.

Für die Eroberung stehen, neben einem Einführungstext, drei Tabellen zur Verfügung, die das Grundgerüst für das Begreifen dieses Abschnitts der Geschichte Lateinamerikas bilden: die Entdeckung und Eroberung Amerikas gewährt einen Überblick über die Ereignisse bei der Erkundung und Inbesitznahme, während die Tabellen zu den Entdeckungen von Kolumbus und seinen Nachfolgern den zeitlichen Rahmen abstecken. Hinzu kommt eine (sicher nicht vollständige) Tabelle mit den ersten Gründungen von Städten, nicht selten auf den Trümmern von bereits vorher bestehenden Ansiedlungen der Ureinwohner.

Die Rolle der katholischen Kirche ist, bei der Eroberung und danach, keineswegs zu vernachlässigen. Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts schlossen die Päpste zwei Verträge, in denen die Missionsrechte für die Neue Welt festgelegt wurden, um die rivalisierenden Spanier und Portugiesen an einem Krieg zu hindern. Die Kirche sicherte sich damit weltliche Rechte in den neuen Kolonien, auch, wenn der erste Papst Petrus die Ausübung weltlicher Macht durch die Kirche untersagt hatte. Üblicherweise trugen die zur Missionierung entsandten Priester mit bewährten Methoden zur Zwangschristianisierung der Ureinwohner bei. So wurden bevorzugt an den Orten, die bereits vorher religiösen Charakter hatten, Bauwerke der Kirche errichtet, sowie die Indianer von den örtlichen Geistlichen zum Gehorsam gegenüber dem Grundbesitzer und zur Zwangsarbeit angehalten. Ausnahmen gab es nur vereinzelt. Bartolome de las Casas regte beispielsweise mit seinen Zustandsberichten vom neuen Kontinent Kaiser Karl V. (Carlos I von Spanien, in Personalunion) zu den "Neuen Indiengesetzen" an, die wegen ihrer Menschlichkeit den Indianern gegenüber, zu massiven Protesten der Siedler führten. De las Casas nahm allerdings nur einen Tausch der Arbeitssklaven vor, denn er förderte die Einfuhr von Afrikanern. Auch die Jesuiten nahmen sich der Indianer an, um sie vor der Willkür der Kolonisten zu schützen. Der Erfolg ihrer Arbeit läßt sich daran messen, daß sie von Carlos III. aus den amerikanischen Kolonien ausgewiesen wurden, nachdem die Großgrundbesitzer über Jahrzehnte hinweg die spanischen Könige dahingehend bedrängt hatten.


© Stefan Beck 2013