Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 9.a. Oberperu: Ein letzter Versuch der Argentinier

Nach dem Scheitern der zweiten Expedition der Argentinier 1813, hatten sich in einigen Landesteilen Republiquetas gebildet, die nicht aufhörten, den Kolonialtruppen Widerstand zu leisten. In diesen kleinen Inseln, in denen die Selbstbestimmung fortlebte, waren die Patrioten jedoch nur solange sicher, wie die Spanier sich auf andere Orte, wie den Aufstand in Südperu oder die Argentinier an der Südgrenze Oberperus konzentrieren mußten.

Die Argentinier hatten im vergangenen Jahr ihr Heer im Norden neuaufgebaut warteten nun auf den Marschbefehl der Junta von La Plata, um einen erneuten Vorstoß zur Unterstützung der Patrioten Oberperus zu unternehmen. Dieser kam im Januar, aber er beinhaltete auch einen Führungswechsel. Statt des letzten Interimbefehlshabers José Rondeau sollte nun der gebürtige Oberperuaner Juan Antonio Alvarez de Arenales das Heer zur Befreiung seiner Heimat anführen. Rondeaus Stabsoffiziere überzeugten ihn, den Feldzug selbst zu führen, womit der Keim der Insubordination gelegt war, der den Feldzug letztlich scheitern ließ.

Mehr oder weniger erfolgreich erkämpfte sich das argentinische Heer in kleinen Gefechten den Zugang nach Oberperu. Hier ließ er nach einem Sieg in einem Vorhutgefecht Mitte März die verstreuten spanischen Garnisonen einzeln ausheben. Joaquin de la Pezuela, der den Oberbefehl der spanischen Truppen in Oberperu führte, verlegte daher die verbliebenen Einheiten nach Norden, um seine Truppen zu sammeln. Er selbst gab Potosí auf und zog in die Gegend von Oruro.

Die Argentinier kontrollierten nun die Südhälfte des Landes, aber da Rondeau mit dem schlechten Beispiel der Befehlsverweigerung vorangegangen war, begannen nun auch seine Offiziere damit, sich seinen Anordnungen zu widersetzen. Eine Folge davon war, daß eine argentinische Vorhut eine spanische Abteilung unter Pedro Antonio Olañeta am 20. Oktober trotz ihres überraschenden Angriffs nicht besiegen konnte. Wie schon vorher de la Pezuela, zog sich nun auch Rondeau wegen einer kleinen Niederlage zurück. Im Unterschied zu de la Pezuela am Jahresanfang, verfügte Rondeau jedoch über erheblich weniger Soldaten. Nahe Cochabamba, bei Sipesipe, holte der Spanier die Argentinier ein und schlug sie am 28. November verheerend.

Rondeau blieb nur der Rückzug nach Nordargentinien, während de la Pezuela langsam nachrückte und die Oberperuaner auf seinem Weg erneut unterwarf. International wurde diese Niederlage als Ende der Unabhängigkeitsbestrebungen gewertet, was deswegen nicht unberechtigt war, weil die Spanier sich nun auf die letzten Widerstandsnester konzentrieren konnten. Einstweilen jedoch verfolgte de la Pezuela noch die Argentinier.


Fortsetzung: Kap. 9.b. Venezuela: aussichtsloser Widerstand



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