Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 5.d. Oberperu: Gegenschlag der peruanischen Royalisten

Oberperu war im vergangenen Jahr befreit worden und war nun, mit argentinischer Unterstützung selbstverwaltet. Die nach Südperu ausgeschickten Vertreter, die dort Aufstände anzetteln sollten, damit die Peruaner auf sich selbst beschränkt bleiben mußten, hatten nur geringen und sehr lokalen Erfolg. Die wenigen Aufstände, die daraus resultierten, konnten die spanischen Statthalter mühelos beenden und die Verantwortlichen abschreckend bestrafen.

Ihre Erfolge gefährdeten die Patrioten aus Oberperu und La Plata selbst, indem erstere ihre Meinungsverschiedenheiten offen austrugen und letztere, vor allem über ihren politischen Kommissar Castelli, mit unzureichend an den Ansichten der Bevölkerung orientierten Maßnahmen, ihren Rückhalt verspielten. Hinzu kam, daß der Gerichtspräsident von Cusco, Manuel Goyeneche, nach anfänglichem Zögern auf Befehl des peruanischen Vizekönigs Abascal mit einem starken Heer aus Südperu gekommen war, um die Unabhängigkeit militärisch zu beenden. Die beiden Parteien handelten zwar aufgrund ihrer annähernd gleichen Stärke einen Waffenstillstand aus, den jedoch beide Seiten zu ihrem Vorteil untergruben.

Als Goyeneche am 20. Juni nahe Huaqui (Guaqui am Titicacasee) seine Gelegenheit erkannte, das gesamte Heer in einem Überraschungsangriff zu vernichten, nutzte er seine Chance. Die verheerende Niederlage der Patrioten trieb die verbliebenen Truppen aus Argentinien zurück über die Grenze nach La Plata und ließ die Patrioten Oberperus schutzlos. Goyeneche nutzte die folgenden Monate, um patriotische Widerstandsnester auszuheben, um landesweit die spanische Ordnung wiederherzustellen. Lokal gelang es den Patrioten, den Peruanern vereinzelt Niederlagen zuzufügen, aber ebenso wie Indianeraufstände, konnten sie die Rückkehr der Spanier bestenfalls verzögern.

Martin Puyrredon, der Gouverneur der La Plata-Junta in Oberperu, sammelte die Reste des Nordheeres und führte die Soldaten nach Tucuman, wo er die Truppen verstärkte und neu aufstellte. Da er wußte, wie dringend die Oberperuaner der Unterstützung bedurften, setzte er das Heer erneut Richtung Norden in Bewegung. Während er mit einem Teil des Heeres nahe der Grenze zurückblieb, schickte er seinen Stellvertreter Eustaquio Diaz Velez mit einer 600 Mann starken Vorhut den Spaniern entgegen. Obwohl die Soldaten wegen ihrer geringen Erfolgsaussichten meuterten, gelang es Diaz Velez Mitte Dezember eine spanische Abteilung zu besiegen. Eine kleine eher unbedeutende Niederlage am 12. Januar 1812 beendete den Vorstoß und Diaz Velez kehrte zurück an die Grenze. Da die Spanier, die auf Verstärkungen warteten, nicht nachsetzten, konnte sich das argentinische Heer erneut sammeln und auf einen erneuten Feldzug vorbereiten. Dieser kam allerdings von den Spaniern.



Fortsetzung: Kap. 6. 1812: Spanische Erfolge



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