Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 5.c. Ecuador: Sicherung des Staates Quito

Die Auffassungsunterschiede über die Junta von Quito bewogen Vizekönig Abascal in Lima, sich den Süden des Landes sukzessive einzuverleiben. Unterstützt von Melchior Aymerich, dem Gouverneur von Cuenca, trug er in Scharmützeln den Krieg auf Quito zu. Carlos Montufar, der mit seinen Versuchen, die Ablehnung der Spanier im Süden auf dem Verhandlungsweg aufzueichen, keinen Erfolg gehabt hatte, rüstete im Januar einen Feldzug aus, auch weil er wußte, daß Manuel Arredondo, der bereits 1809 Quito besetzt hatte, erneut mit Truppen auf dem Weg war.

Noch im Januar besiegte er die Peruaner von Arredondo und rückte auf Cuenca vor. Aymerich zog daraufhin den Separatisten entgegen und am 20. Februar bei Paredones, gut 50 km nördlich von Cuenca, kam es zu einem Unentschieden zwischen den beiden Heeren. Montufar versäumte es, dem sich zurückziehenden Aymerich nachzusetzen, um die Entscheidung zu erzwingen. In den folgenden Monaten profitierten zwar beide Seiten von der Waffenruhe im Süden, aber damit waren die Schwierigkeiten nicht gelöst, und die Ressourcen der Spanier waren größer, so daß deren Rückkehr absehbar war.

Um der Bedrohung, die der royalistische Provinzgouverneur Tacon darstellte, zu begegnen, entsandte die Junta etwa gleichzeitig einen Feldzug nach Neugranada. Pedro Montufar besiegte Tacon im südkolumbianischen Cuaspud am 20. Februar, womit er die Grundlage schuf, nach weiteren Gefechten Pasto einzuziehen. Offenbar wegen des Erfolges der Patrioten aus Bogota, Neiva und dem Caucatal, die später selbst auf die Stadt zogen, sahen die Ecuadorianer keinen Grund, zu verweilen. Da jedoch die Pastusos erneut aufbegehrten und die Neugrenadiner offenbar nicht in der Lage waren, die Rebellen gegen die Republik selbst nachhaltig zu befrieden, kehrte Montufar im September zurück und eroberte die Stadt erneut. Seine beiden Siege waren die einzigen während der Ersten Republik in Kolumbien über Pasto. Die Neugrenadiner schafften es nie, die Stadt dauerhaft selbst unter Kontrolle zu halten.

Die Patrioten der Junta in Quito fühlten sich nach den militärischen Erfolgen nun ausreichend gestärkt, um am 10. Oktober die Unabhängigkeit von Spanien zu erklären. Folgerichtig trat der Präsident Graf Ruiz de Castilia am folgenden Tag zurück, und der Bischof Juan Cuero y Caicedo übernahm die Präsidentschaft der Junta. Unter seiner Führung schwor die Junta jedoch noch immer auf Ferdinand VII. Mit der Konsolidierung der Verhältnisse unter einer nun patriotischen Junta in Quito ging das Jahr 1811 zu Ende.



Fortsetzung: Kap. 5.d. Oberperu: Gegenschlag der peruanischen Royalisten



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