Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 16. 1822: Erfolge und Mißerfolge

Die Bilanz dieses Jahres war trotz der Befreiung des heutigen Ecuador eher durchwachsen. Und das, obwohl die Königstreuen immer weniger Unterstützung aus dem Mutterland erhielten. Es war wohl die Einsicht in die Unumkehrbarkeit, die bei den Royalisten in Südamerika noch einmal Kräfte freisetzte. Hinzu kamen Mängel in den Reihen der Patrioten, die es den Spaniern erleichterten, sich mehr als nur gelegentlich gegen die Separatisten durchzusetzen.

Die USA, die sich bisher geziert hatten, wenn es um die Unterstützung der neuen Republiken ging, glaubten offenbar ebenfalls an die Stabilität Großkolumbiens, aller Aufstände der Royalisten zum Trotz. Sie anerkannten die Republik, und übernahmen damit international die politische Vorreiterrolle. Die Europäer zögerten noch, aber im folgenden Jahr betrachteten auch sie Bolivars Staat nicht mehr als illegitimen Rebellenstreich.

In Peru, wo sich San Martin aus dem Geschehen zurückzog, gelangen den Kolonialtruppen Gebietsgewinne und sie konnten Vorstöße des Expeditionsheers aus Chile und Argentinien vereiteln.

In Neugranada war das Präsidentengrab Pasto auch für Bolivar unüberwindlich, als er versuchte, Sucre in Quito zu unterstützen. Im Nordosten erzeugten die Siege von Francisco Morales in Venezuela für beträchtliche Unruhe.

In Venezuela gelang es den Royalisten ihre Eroberungen vom vergangenen Jahr von Puerto Cabello aus deutlich auszubauen, bis der Widerstand koordiniert werden konnte, und erst im folgenden Jahr zur endgültigen Befreiung führte.

Lediglich Antonio José Sucre, der trotz seiner Schwierigkeiten bei der Beschaffung von neuen Truppen aus den Nachbarländern, in Ecuador einen entscheidenden Sieg erringen konnte, sorgte maßgeblich für eine in diesem Jahr erträgliche Bilanz für die Patrioten mit der Befreiung des Landes.



Fortsetzung: Kap. 16.a. Peru: Rückschläge für die Patrioten



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