Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 15.a. Venezuela: der Carabobo-Feldzug

Das spanische Expeditionsheer in Venezuela, das wegen des Verlustes von Neugranada viel von seiner Moral eingebüßt hatte, mußte am Ende des vergangenen Jahrs einen zweiten schweren Schlag hinnehmen, als sein fähigster Offizier, Pablo Morillo, nach Europa zurückkehrte. Der im letzten November von Morillo und Simon Bolivar ausgehandelte Waffenstillstand schützte es zwar einstweilen, aber die Vorbereitungen zu dessen endgültiger Niederlage liefen bereits an. Trotzdem entsandte Bolivar auf spanischen Wunsch eine Delegation ins Mutterland, um dort über einen Frieden zu verhandeln. Die Gespräche scheiterten einerseits, weil es im Süden des Kontinents Strafaktionen der Kolonialherren gegeben hatte, und andererseits, weil Bolivar darauf bestand, auf Augenhöhe, d.h. auf der Basis anerkannter Republiken, zu verhandeln.

Bolivar trieb indessen die Unabhängigkeit auf der Basis der Republik voran. Er schickte Antonio José Sucre mit den Waffen, die dieser auf den karibischen Inseln im letzten Jahr gekauft hatte, nach Guayaquil, da ihn die dortigen Patrioten um Unterstützung gebeten hatten, und weil er den Gerichtsbezirk Quito als Teil seines Großkolumbiens betrachtete (s. Kap. 14.d. und 15.d.).

Der Provinzgouverneur von Maracaibo, Francisco Delgado hatte um den Jahreswechsel seine Meinung gegenüber der Unabhängigkeit geändert und sich an Bolivar und dessen General Rafael Urdaneta gewandt, der aus Maracaibo stammte. Urdaneta sagte ihm Unterstützung zu, und Bolivar deckte ihn, obwohl er den derzeit geltenden Waffenstillstand im vergangenen Jahr unterzeichnet hatte. Der Bruder Delgados fälschte eine Anweisung des neuen spanischen Oberbefehlshabers Miguel de la Torre, mit der die Wachgarnison auf die Ostseite des Maracaibos, und damit aus der Hafenstadt verlegt wurde. Der Provinzrat erklärte daraufhin, am 28. Januar, den Anschluß der Provinz an Großkolumbien.

Zur Sicherung der Unabhängigkeit verlegte Urdaneta republikanische Truppen nach Maracaibo und wandte sich daraufhin per Brief an de la Torre. Obwohl kein Schuß gefallen war und die Initiative dazu nicht von Bolivar oder Urdaneta ausgegangen war, faßte der Spanier dies als Bruch des Waffenstillstands auf. Es folgte ein über Wochen andauernder Briefwechsel, in den sich auch Bolivar einschaltete. Da er wußte, daß de la Torre keine Wahl blieb, als seine Position zu verteidigen, verstärkte er die Truppen in Maracaibo und bot im März den Spaniern eine Schlacht an. Da de la Torre hätte angreifen müssen, und damit selbst den Waffenstillstand gebrochen hätte, wartete er noch einen guten Monat ab, bis das Abkommen sowieso auslief.

Etwa zu dieser Zeit hatte die Patriotin Josefa Camejo bei Coro 300 schwarze Sklaven zum Aufstand gegen die Kolonialmacht geführt. Da die Erhebung keinen Erfolg hatte, sah sie sich gezwungen, auf Urdaneta zu warten, der mit dem Ende des Waffenstillstands von Maracaibo aus ein Heer Anfang Mai Richtung Osten führte. Mit einer winzigen Truppe örtlicher Patrioten brachte sie die Halbinsel Paraguana unter ihre Kontrolle, während sich Urdaneta, kleinere spanische Garnisonen auf dem Weg zerschlagend, näherte. Camejo hatte einen patriotischen Provinzgouverneur ausgerufen und begab sich dann nach Coro, wo sie Urdanetas Einmarsch, der am 11. Mai nicht auf Widerstand traf, vorbereitete. Er bestimmte seinen eigenen Gouverneur, sowie einen militärischen Stellvertreter, der allerdings ein Überläufer war. Am Monatsende bewegte er sich weiter nach Osten, um im Rahmen von Bolivars Planung, die Spanier in der heutigen Hauptstadt von Yaracuy, San Felipe, und damit auch indirekt Puerto Cabello, zu bedrohen.

Nach dem Ende des Waffenstillstands in den letzten Apriltagen hatte Bolivar mit seinen inzwischen sieben Divisionen mit der Vorbereitung des entscheidenden Feldzugs begonnen. Er selbst führte eine Division aus Neugranada zu der Division von José Antonio Paez in Apure, um sich dort mit Rindern zu verpflegen. Urdanetas Division bewegte sich von Maracaibo über Coro und Barquisimeto ins Umland von San Felipe, während Pedro Zaraza seine Division aus dem heutigen Bundesstaat Guarico heranführen sollte. In Barcelona befand sich Francisco Bermudez, um Cumana zu bedrohen, wobei er die Unterstützung von Juan Bautista Arismendi auf der Insel Margarita hatte, sowie José Tadeo Monagas dem in der Gegend von Angostura die Sicherung der Region am Orinoko oblag.

Den rund 10.000 Patrioten standen 13.500 Spanier und einheimische Royalisten entgegen, die de la Torre auf die strategisch wichtigen Positionen zu Verteidigung verteilt hatte, da er über keine Informationen verfügte, wo Bolivar anzugreifen gedachte. In der Zentralregion standen 1900 Mann, de la Torre hatte südwestlich davon 2000 Soldaten zur Verfügung, denen weitere 2500 vorgelagert waren, und im Süden, unter Francisco Morales, um Calabozo verteilt, standen viertausend Llaneros. Der Rest lag in Garnisonen in wichtigen Städten und Regionen verstreut.

Die abnehmende Moral der Spanier hatte zu Desertionen, zum Teil von ganzen Einheiten, ins Lager der Patrioten geführt, die nun Bolivar zur Verfügung standen. Die Kampfkraft der Patrioten wurde damit zwar nicht entscheidend verbessert, aber die Informationen, die beispielsweise Remigio Ramos oder Juan de los Reyes Vargas mitbrachten, vereinfachten Bolivar die Planung des Feldzugs.

Bolivars Plan bestand darin, die Spanier zu einer Entscheidungsschlacht zu provozieren, bei der sich zwar die Mehrzahl ihrer Truppen in einer Region konzentrieren sollte, aber gleichzeitig kleinräumliche Abkommandierungen das Heer für das entscheidende Treffen schwächten. Seine eigenen Truppen sollten, soweit sie nicht zur Ablenkung abkommandiert waren, in San Carlos zusammentreffen. Der Anmarsch der verschiedenen Truppenteile zog sich bis in die zweite Junihälfte hin. Die Konzentration der Patrioten war den Spaniern nicht entgangen, und so befahl de la Torre seine vorgelagerten Truppen zu sich, und in der zweiten Maihälfte begann er sich aus der Region zwischen San Carlos und Araure in Richtung Valencia zurückzuziehen, obwohl er es vorgezogen hätte, selbst initiativ zu werden.

Bolivar, dem neben den auftretenden Versorgungsschwierigkeiten seiner Soldaten auch der krankheitsbedingte Ausfall von Urdaneta und Zaraza, die er durch Ambrosio Plaza und Manuel Cedeño ersetzte, zu schaffen machte, hatte Ablenkungen inszeniert, die die Spanier daran hinderten, sich nur mit seiner Truppenkonzentration zu beschäftigten. Die beiden wichtigsten sind der Feldzug von Bermudez aus dem Osten und die Kampagne von José de la Cruz Carrillo, der sich von Westen näherte.

Carlos Soublette, der anstelle von Bolivars Stabschef Santiago Mariño das Ostheer führte, verlegte ein Kontingent von gut 500 Mann zur Belagerung nach Cumana, während Bermudez mit 1200 Soldaten und drei Geschützen aufbrach, um Caracas zu bedrohen. Bereits einen Tag nach dem Ende des Waffenstillstands vertrieb er die Spanier etwa 35 Kilometer westlich von Barcelona aus ihren Stellungen und jagte sie, immer wieder in Gefechten besiegend, vor sich her Richtung Westen. Am 09. Mai gewann er ein Gefecht nur hundert Kilometer östlich von Caracas, und zwei Tage später waren es nur 60 Kilometer zur Hauptstadt, als der das Bataillon endgültig aufrieb. Die letzten Überlebenden flohen zu einer in der Nähe liegenden Einheit der Spanier, die Ramon Correa y Guevarra, der Caracas verteidigte, umgehend verstärkte. Am 12. gelang Bermudez bei El Rodeo, 20 Kilometer östlich von Caracas, ein entscheidender Sieg bei immer noch leichter numerischer Überlegenheit.

Mit 800 Soldaten zog er am 14. Mai in Caracas ein, das Correa nicht hatte verteidigen wollen, womit er eine Fluchtwelle von Royalisten aus der Stadt auslöste. Bermudez ließ die Flüchtlinge verfolgen und den Hafen La Guaira, wo sie sich einschifften, besetzen. Mit dem Gros seiner Truppen suchte er Correa, der sich den Tälern Araguas versteckte. Am 20. Mai besiegte er ihn rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, wobei er seine Ausrüstung erbeutete.

Für de la Torre war das Maß damit voll und er entsandte Francisco Morales, um das Problem endgültig zu beheben, damit er Bolivar seine volle Aufmerksamkeit schenken konnte. Am 24. hatte Morales mit seiner doppelten Übermacht Erfolg und Bermudez floh mehr, als daß er sich zurückzog. Caracas war für Bermudez und den inzwischen dazugekommenen Soublette genausowenig zu halten, wie für Correa, weswegen sich die beiden nach El Rodeo zurückzogen, wo Bermudez seine Verteidigung aufbaute. Morales hatte jedoch begriffen, wieso er Bermudez jagen sollte, und unterrichtete de la Torre über Bolivars Absicht. Um den Marsch der Division von Paez zu verhindern, wofür er eigentlich abgestellt worden war, war es jedoch zu spät. Morales ließ die 1000 Mann eines Bataillons, das später in der Entscheidungsschlacht fehlte, in Caracas mit dem Auftrag zurück, Bermudez vor der Stadt auszukundschaften. Beide Truppen erreichten El Rodeo am 28., aber die Spanier erkannten, daß die Stellungen der Patrioten nur unter schweren Verlusten, wenn überhaupt einzunehmen waren und zogen sich zurück.

Am 30. stieß Juan Bautista Arismendi von Margarita mit Verstärkungen zu Soublette und Bermudez, und Tags darauf meldeten sich lokale Milzen, sowie ein weiter südlich stationiertes Kontingent des Ostheeres. Die Spanier erhielten jedoch trotz Nachfrage keine weiteren Truppen. Eine Störung bei der Vorratsbeschaffung am 08. Juni, bewog Bermudez, aktiv zu werden. Zwei Abteilungen seiner Division begaben sich gut zwanzig Kilometer nach Südwesten in die Gegend von Santa Lucia, wo es eine Woche später zum Gefecht mit einer Vorausabteilung der Spanier kam. Bermudez selbst führte seine Soldaten, die beim Eintreffen des Hauptkörpers des spanischen Heeres die Oberhand gewonnen hatten. Der spanische Kommandeur wollte die Schlacht jedoch nicht fortsetzen, sondern bot Bermudez an, auf das Ergebnis der Entscheidungsschlacht zwischen de la Torre und Bolivar zu warten.

Die Patrioten hatten ihr Ziel erreicht, die Spanier zu beschäftigen, aber Bermudez lehnte ab, verfolgte die Spanier und unterlag in einem Gefecht nördlich von Caracas. Damit hatten die Kolonialtruppen Gelegenheit, sich auf den Kalvarienberg, unweit südwestlich des Zentrums, zu verschanzen. Am 23. griff Bermudez den äußerst steilen Hügel an, und wurde zurückgeschlagen. Bolivars Sieg am folgenden Tag, zwang die Spanier zur Flucht nach La Guaira. Die Wachgarnison der Republikaner konnte die Einnahme des Hafens von Caracas nicht verhindern. Drei französische Schiffe im Hafen weigerten sich, die Spanier nach Puerto Cabello zu bringen, aber nach ihrer Kapitulation gestatte Bolivar den Transport.

Nach der gelungenen Ablenkung im Osten, schickte Bolivar Cruz Carrillo Mitte Juni nach San Felipe, wo der Überläufer de los Reyes Vargas bislang noch nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte. Sein Sieg am 20. zwang de la Torre am 22. weitere achthundert Soldaten seines Heeres abzuziehen, nachdem Bermudez schon 1200 gebunden hatte. Es kam wohl nicht mehr zur Schlacht, aber die Truppen fehlten de la Torre gegen Bolivar.

Bolivar selbst begann seinen Vormarsch von San Carlos am 16. Juni. Paez Division machte die Vorhut, hinter der die Hauptdivision von Manuel Cedeño folgte und Ambrosio Plaza führte die Nachhutdivision. Wegen eines kleinen Gefechts am 19. wußte de la Torre, daß die Entscheidung näher rückte, und begab sich aus Valencia Richtung Südwesten, um sich eine günstige Position für die Entscheidungsschlacht zu suchen. Nach rund 30 Kilometern fand er diese am Rand der Ebene von Carabobo, wo er einige Hügel an der Kolonialstraße nach Valencia besetzen ließ.

Am frühen Morgen des 24. Juni, einem Sonntag, begutachtete Bolivar von einem fünf Kilometer entfernt gelegenen Hügel die spanischen Formationen und modifizierte seinen Angriffplan an den Gegebenheiten. Paez stieß mit der Vorhut, gefolgt von Cedeño, nach Nordosten um die Spanier zu umgehen, während Plaza langsam der Kolonialstraße folgte. De la Torre verstärkte seine rechte Flanke, als er die Umgehungsbewegung bemerkte.

Paez ließ seine Bravos de Apure einen Hügel an der rechten spanischen Flanke stürmen, aber erst mit dem Einsatz der Europäer, den Cazadores Britanicos, konnte das spanische Bataillon, das den Hügel hielt, verdrängt werden. Allerdings unter nicht unbeträchtlichen Verlusten. De la Torre schickte zwei Bataillone zur Unterstützung, aber auch die Bravos und Teile von Cedeños Division griffen nun ein. Inzwischen hatten drei Reiterschwadronen von Paez den Hügel umgangen, die nun die sich zurückziehenden Spanier einzukesseln drohten. Dies bewog de la Torre zwei weitere Bataillone ins Feld zu führen.

Derweil mußten sich die beiden Geschütze der Spanier, die anfangs die Truppen von Paez und Cedeño auf ihrem Weg beschossen hatten, vor dem anrückenden Plaza auf der Kolonialstraße zurückziehen. Obwohl das 1. Bataillon Valencey nie seine Disziplin beim Rückzug aufgab, ging eine der beiden spanischen Kanonen auf dem Weg verloren.

Den nun hinter dem Rücken der Spanier operierenden Reitern von Paez, begegnete de la Torre mit seiner Kavallerie, die aber von zwei Schwadronen der Republikaner in die Flucht geschlagen wurden. Die dritte Schwadron von Paez trieb die Infanteriebataillone in die Auflösung, und die Königstreuen befanden sich in heilloser Flucht. Auch die letzte spanische Kavallerieeinheit, die de la Torre in die Schlacht warf, konnte das Blatt nicht mehr wenden, zumal ihre Angehörigen ausschließlich Südamerikaner waren, denen angesichts des Sieges der Patrioten die Moral abhanden kam.

Nun gab Paez auch die Jagd für seine drei verbliebenen Schwadronen frei, verstärkt von Cedeños Reitern, die die Spanier im Süden umgingen. Vor allem das sich diszipliniert zurückziehende Valencey-Bataillon sorgte für Verluste, zu denen auch Cedeño und Plaza gehörten. Die Republik verlor von den 6500 aufgebotenen Soldaten wohl eher 800, als die von Bolivar angegebenen 200. Die Spanier büßten in den zwei Stunden, zwischen 11 und 13 Uhr, in denen die Schlacht tobte, aber auch in der anschließenden Verfolgung, 2900 ihrer knapp 4300 Kämpfer ein. Die Niederlage der Spanier, denen in der Zentralregion nur noch der befestigte Hafen Puerto Cabello blieb, verursachte ungezählte Desertionen, und ihr Heer schmolz auf dreitausend Mann (Shockwave-Animation, auch für Sprachunkundige unter "La Batalla").

Bereits am Tag nach der Schlacht erreichten erste Einheiten der Republik Puerto Cabello, denen weitere folgten, die knapp 20 Kilometer vor dem Hafen eine 40 Kilometer lange Verteidigungslinie stellten, um royalistische Ausbruchsversuche zu verhindern. Schlupflöcher gab es jedoch ausreichend, durch die Königstreue aus allen Landesteilen das Heer der Kolonialmacht verstärkten. Santiago Mariño hatte in Valencia seine Truppen konzentriert, um nötigenfalls eingreifen zu können. Bolivar forderte, daß er näher an den Hafen zog, und auch die Westflanke besser zu sichern, aber es wurde Dezember bis der Ring um Puerto Cabello endgültig geschlossen wurde. Die formale Belagerung begann gar erst im folgenden Jahr.

Bolivar zog über Valencia am 28. im Triumph in Caracas ein, auch wenn im Vergleich zum 19. April 1810 zwei Drittel der Bevölkerung fehlten, und kriegsbedingt noch nicht alle Schäden des Erdbebens von 1812 beseitigt waren. Bolivar widmete sich nun dem politischen Aufbau, wobei er die drei Departements Venezuelas mit Mariño im Westen, Paez im Zentrum, und Soublette im Osten besetzte. Er verhandelte bis Ende Juli mit de la Torre, aber dessen Bedingungen für eine spanische Kapitulation waren für die Republikaner inakzeptabel.

Da nicht überall im Land der monarchistische Widerstand gebrochen war, ging der Krieg weiter, nachdem sich Bolivar im August nach Neugranada begeben hatte, um sich der Befreiung dort und in Ecuador, sowie politischen Aufgaben zu widmen. Die alten Rivalitäten seiner Offiziere und seine fehlende Koordination verzögerten die Befreiung des ganzen Landes um über zwei Jahre.

Schon Anfang Juli war es in Coro zum Gegenaufstand gekommen, den der im Mai übergelaufene stellvertretende Militärkommandant anführte. Er besiegte am 11. die republikanischen Truppen auf der Halbinsel Paraguana. Der doppelte Überläufer schlug auch die Entsatztruppen. Erst Soublette gelang es am 18. und 20. die Königstreuen südwestlich und westlich von Coro zu besiegen. De la Torre nutzte die Gelegenheit von Puerto Cabello abzulenken, indem er Verstärkungen schickte, die halfen, die Position der Royalisten von Coro mit einem Sieg am 24. westlich der Stadt zu festigen. Am 08. August konnten die Republikaner einen weitern Sieg erringen, der die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Überläufer und den Verstärkungen aus Puerto Cabello verschärften. Der Überläufer kehrte schließlich am 20. zur Republik zurück, was die Verstärkungen von de la Torre zwang, nach Puerto Cabello zurückzukehren. Dies gelang, weil drei Abteilungen der Spanier mit Ablenkungsoperationen den Weg freimachten. Auch deswegen, weil Bolivar angeordnet hatte, kleinere Kämpfe mit den Spaniern möglichst zu vermeiden, erreichten die Truppen nahezu ungehindert ihr Ziel.

Anfang August verließ eine Reitertruppe Puerto Cabello mit dem Ziel, die republikanische Truppenkonzentration in Valencia zu umgehen und in den Llanos Reiter anzuwerben. Nordwestlich von Calabozo konnte eine Abteilung von Paez diesen Versuch nachhaltig stoppen, und keine Woche später wurden auch die letzten königstreuen Llaneros nahe Calabozo endgültig ausgeschaltet.

Bermudez war im September in den Osten des Landes zurückgekehrt, um sich der Belagerung von Cumana zu widmen. Es gelang ihm bis Mitte Oktober, die Festung Santa Maria de la Cabeza einzunehmen, zwei Tage vor dem Eintreffen der Schiffsunterstützung aus Puerto Cabello unter dem Chef der spanischen Karibikflotte Angel Laborde. Den Spaniern blieb daher nur die Evakuierung der Unterlegenen nach Puerto Cabello.

In Coro war trotz des erneuten Übertritts des inzwischen dreifachen Überläufers in die Reihen der Patrioten der Friede nicht eingekehrt, denn die örtlichen Monarchisten versuchten Anfang, Mitte und Ende September sich Coros zu bemächtigen. Der letzte Versuch hatte offenbar Erfolg, aber im November eroberten die Truppen der Republik die Stadt zurück. Die Zerschlagung des Widerstands der seit 1810 königstreuen Corianer, glückte offenbar jedoch nicht nachhaltig.

Francisco Morales war im November von Puerto Cabello aufgebrochen, La Guaira mittels einer Landeoperation in seine Gewalt zu bringen. Die Patriotenflotte dort zwang ihn, seine 800 Soldaten westlich der Stadt, bei Ocumare de la Costa anzulanden. Er verdrängte zwar die dort stationierten Truppen der Republik, aber noch bevor ein Kontingent Patrioten eintraf, das aufgebrochen war, um den Küstenstreifen zurückzuerobern, zog sich Morales wieder zurück.

Im Dezember brach de la Torre selbst auf, um die Royalisten von Coro zu unterstützen. Über die Halbinsel Paraguana drang er am 29. Dezember in Coro ein, und besiegte die Truppen der Republik. Am 09. Januar mußten diese im Hafen der Stadt, la Vela de Coro trotz Verstärkungen, die auf dem Seeweg eingetroffen waren, kapitulieren. Während de la Torre mit reicher Beute nach Puerto Cabello zurückkehrte, sicherte eine monarchistische Guerilla, die im Grenzbereich der heutigen Bundessaaten Falcon und Lara, trotz der dort operierenden republikanischen Truppen von Juan de los Reyes Vargas nicht hatte ausgeschaltet werden können mit einem Sieg rund 80 Kilometer nordwestlich von Barquisimeto auch die Provinz für die Königstreuen.

Der Widerstand der Monarchisten, der sich nach der Schlacht von Carabobo andeutete, fand im folgenden Jahr eine für die Republik fatale Fortsetzung mit signifikanten Gebietsverlusten. Ein Grund dafür war auch die Hartnäckigkeit einiger Royalisten, die nicht bereit waren, ihre Niederlage anzuerkennen.



Fortsetzung: Kap. 15.b. Neugranada: royalistischer Widerstand



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