Unabhängigkeit
Kapitel 11.a. Neugranada: vereinzelte Erfolge der patriotischen
Guerilla
Anfangs sind auch aus dem Kernland Neugranadas einzelne Operationen von Guerillas überliefert, aber die übermächtige Dominanz der Spanier ließ keinen der Versuche zu, wenigstens lokale Autonomie zu erlangen. Neben den lokalen Kolonialtruppen, die der spanische Oberbefehlshaber Pablo Morillo verstärkt hatte, ließ er auf der Ostkordillere eine seiner fünf Divisionen zurück, die die spanische Vorherrschaft sicherte. Er selbst begab sich nach Venezuela, als er von der Rückkehr Bolivars erfuhr.
In Casanare hatten die Guerillaführer die Provinz unter sich aufgeteilt, um den Spaniern bei ihren Versuchen, sie zu erobern, zu trotzen. Im Norden, an der Grenze zu Venezuela, führte Juan Galea die Patrioten. Weiter südlich folgten Juan Nepomuceno Moreno und Manuel Jimenez. An den Abhängen der Anden operierten Ignacio Calvo und José Ignacio Ruiz.
Obwohl Ramon Correa Anfang Januar einem Vorstoß nach Venezuela, bis in den heutigen Bundesstaat Apure, vereitelt hatte, gelang es Galea durch die Sicherung von Guasdualito Anfang März eine noch lockere Verbindung nach Apure zu den Llaneros von José Antonio Paez herzustellen.
Die Spanier ergriffen die Initiative, indem sie Julian Bayer, der den Choco unterworfen hatte, in die weiten Ebenen östlich der Anden entsandten, um die von den Kolonialherren als "Rebellen von Casanare" bezeichneten Patrioten zu eliminieren. Mit einem bemerkenswerten Doppelschlag in Chire und Pore am 27. März, gelang es Galea die Eindringlinge zu vernichten und Bayer festzunehmen. Er wurde Anfang 1818 für seine Verbrechen im Choco hingerichtet. Um den Verbleib von Bayer und seinen Soldaten zu klären, unternahm Carlos Tolra einen Feldzug in die Provinz. In Pore erfuhr er von der Vernichtung von Bayers Truppe und zog sich wieder zurück.
Für einen im August versuchten Aufstand in Bogotá, wurden die beiden Brüder Almeida dort inhaftiert. Im November entwichen sie aus der Haft und mit einer Truppe Berittener lieferten sie sich einige Gefechte mit den Besatzungstruppen unter Tolra, nördlich von Bogotá, bis sie sich nach einer Niederlage José Ignacio Ruiz und seiner Nebelguerilla an den Andenabhängen anschlossen. Tolra, der sie nicht daran hindern konnte, führte im Auftrag des zum Gouverneur von Bogota aufgestiegenen Juan Samano Strafaktionen mit vielen Hinrichtungen gegen die Zivilbevölkerung in den Orten, in denen die Brüder aktiv gewesen, waren durch.
Grundsätzlich befand sich das Vizekönigreich unter der Kontrolle der Spanier, und die zurückgebliebenen Patrioten, sofern sie nicht von örtlichen Royalisten umgebracht wurden, hatten außer in Casanare, keine echten Erfolgsaussichten, die Spanier aus dem Sattel zu heben. Die Gründung von Bolivars Staat in Angostura (s. Kap. 11.b.) war zwar ein Hoffnungsschimmer, hatte aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Auswirkungen.
Fortsetzung: Kap. 11.b. Venezuela: die Schaffung der Basis zur Befreiung