Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Tagebuch

76. ABschied in Bogotá

Rückkehr nach Bogotá

Morgens habe ich José, fast gegen seine Gewohnheit, nicht mehr gesehen. Könnte am Bier des vergangenen Abends gelegen haben. Nachdem ich mich von Marina verabschiedet hatte und ihr Glück für ihren Versuch in Japan gewünscht hatte, stieg ich in ein Taxi zum Flugplatz. Hier erwartete mich die böse Überraschung, auf die ich schon vorher gewartet hatte. Dreißig Mark Strafgebühr für Übergewicht beim Gepäck. Mit Verspätung ging der Flug endlich ab und eine gute Dreiviertelstunde später stieg ich in Bogotá aus der Inlandsmaschine.

Als ich mein Gepäck hatte, nahm ich ein Taxi für den weiten Weg in die Innenstadt. Auch hier hatte ich mich dafür entschieden, das selbe Hotel zu nehmen, wie beim ersten Mal. Und wieder zeigte man sich erfreut, mich wiederzusehen, auch wenn die Bergbewohner nie so überschwenglich sind, wie die costeños. Eigentlich, so erklärte man mir, hätte sich der Übernachtungspreis erhöht, aber weil ich schon mal dagewesen war, machte man mir den alten Preis, den ich von meinem ersten Besuch gewohnt war.

Nach Mittagessen und Siesta, machte ich mich auf die Suche nach einem Flug zurück nach Deutschland. Nach nur wenigen Reisebüros war klar, daß Lufthansa am billigsten fliegen würde und die Unterschiede zwischen den Reisebüros, was den Preis betraf, waren nur minimal. Der nächstmögliche Flug, hieß es, ginge in einer Woche, da bis dahin alles ausgebucht sei. Das erschien mir zwar lang, denn mir drohte nun wirklich, das Geld knapp zu werden, aber ich beschloß, die Zeit damit zu nutzen, mich hier nach Arbeit umzusehen.

Ich wanderte noch ein wenig durch die Straßen, um meine Erinnerung zu inspirieren, bevor es Zeit wurde, sich ums Abendessen zu kümmern. Dazu ging ich in das Internetcafé, bei dem ich schon bei meinem ersten Besuch gute Erfahrungen mit dem Steak gemacht hatte. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, meinen Mail-Partnern meinen neuen Aufenthaltsort mitzuteilen. Da ich aus Erfahrung wußte, wie tot dieser Teil der Hauptstadt abends war, konnte ich mir nur noch auf dem Hotelzimmer um die Planung für die kommenden Tage kümmern.

Erste Bemühungen

Mit den Informationen aus Cartagena stand am Vormittag der Besuch bei INGEOMINAS an. Ich fuhr mit dem Bus ziemlich weit aus der Stadt heraus, bis fast zum Flughafen. Hier suchte ich eine ganze Weile nach der richtigen Hausnummer. Es war deswegen eine Odyssee, weil ich die Schnellstraße überqueren mußte, da diese Außenstelle auf der anderen Seite der Ausfahrt war, an der mich der Bus rausgelassen hatte. Schließlich erreichte ich den Eingang und sprach mit dem Pförtner. Der ließ mich von einem Geophysiker abholen und man zeigte mir die Forschungseinrichtung. Endlich kam ich auf den eigentlichen Zweck des Besuches zu sprechen und erfuhr, daß ich eigentlich zur Uni hätte müssen. Da, wo ich das Museum bei meinem ersten Besuch gesehen hatte. Glücklicherweise fuhr gerade ein anderer Mitarbeiter zum Hauptquartier, der mich mitnahm.

Ein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständiger Mitarbeiter ließ mich am Besuchercomputer die Internetseite einsehen, auf der ich die gerade laufenden Projekte fand. Von den beiden Projekten, die mich interessierten, schrieb mir die relevanten Informationen ab. Direkt zu den Projektleitern vorstoßen, ließ man mich allerdings nicht. Also nahm ich ein Taxi zum Hotel zurück und versuchte mich telefonisch mit ihnen in Verbindung zu setzen. In einem Fall nur, hatte ich, nach einigen Fehlversuchen, Glück und konnte für den nächsten Tag einen Termin verabreden.

Zum Mittagessen war ich im teuren Casa Viejo, das mir schon bei einem ersten Besuch aufgefallen war. Hier aßen ausschließlich Bestverdiener. Am Nebentisch saßen einige Universitätsprofessoren, die ein Geschäftsessen abhielten. Ich bin sicher, daß einer von ihnen Deutscher war. Das Essen war sehr gut und reichlich, aber mit gut zwanzig Mark war mir die Rechnung für einen zweiten Besuch zu hoch. Dem Personal schien sie aber immer noch zu billig, denn erst im dritten Anlauf fand ich sie fehlerfrei. Daß ich den Service extra bezahlen mußte, war keine Überraschung, aber das Trinkgeld vorgedruckt auf der Rechnung zu finden, empfand ich als unverschämt, zumal ich die Rechnung zweimal zurecht moniert hatte. Entsprechend fiel mein Trinkgeld aus.

Am Nachmittag erfreute mich das Reisebüro mit der Nachricht, daß ich bereits am Montag einen Platz für den Rückflug erhalten würde. Weitere Telefonversuche bei INGEOMINAS schlugen fehl und am späten Nachmittag lief ich wieder durch die Calle 19. Dabei kam ich zufällig an dem Kneipenkomplex vorbei, in dem ich den Metal-Laden beim ersten Mal besucht hatte. Kurz entschlossen ging ich erneut hinein. Das Bier war jedoch teurer geworden und die Stimmung, wie beim ersten Mal stellte sich nicht mehr ein. Nach einer guten Stunde beschloß ich daher, zum Abendessen zu gehen.

Um für mein Vorstellungsgespräch fit zu sein, verbrachte ich einen kurzen Abend im Hotelzimmer.

Mit dem Taxi fuhr ich morgens zu INGEOMINAS. Der Projektleiter, der weit jünger war, als ich, empfing mich freundlich und stellte mir sein Projekt vor. Wir unterhielten uns ausgiebig und er schien von den Resten meines Fachwissen beeindruckt zu sein. Selbst mein Spanisch fand er ausreichend. Er war begeistert und wollte mich einstellen. Dann aber kam der Pferdefuß. Sein Chef müsse die Einstellung absegnen. Damit war mir klar, daß ich schon wieder verloren hatte. Sein Chef würde ihm was von Einstellungsstop und Finanzmangel erzählen, dessen war ich mir sicher.

Auch, wenn ich das offizielle Ergebnis abwarten mußte, war ich einer weiteren Hoffnung beraubt. Ich lief eine ganze Weile zu Fuß, bis ich mir ein Taxi anhielt, das mich zurück nach Candelaria zum Hotel brachte. Hier rief ich vor dem Mittagessen noch einige Firmen an, die auf der Liste standen, die ich in Cartagena erhalten hatte. Fast erwartungsgemäß hatte ich keinen Erfolg.

Nach Mittagessen und Siesta wollte ich im Reisebüro mein Ticket bezahlen. Zu meiner großen Überraschung hieß es, Lufthansa akzeptiere keine Master-Card. Also mußte ich bei der Bank das Geld zum Bezahlen des Rückflugs abheben, da ich wußte, daß ich am Geldautomaten nicht soviel kriegen würde. Aber hier weigerte man sich, mir mehr als tausend Mark am Tag auszuzahlen. Mit dieser schlechten Nachricht ging ich ins Reisebüro und leistete wenigstens die Anzahlung.

Ziemlich frustriert lief durch den Stadtteil Candelaria, bis ich zur Plaza de Quevedo kam, wo ich die Kneipe, in der ich Faßbier bekommen hatte, sofort wiedererkannte. Ich ging hinein, setzte mich an den Tresen und bestellte. Als es dunkel wurde, suchte ich mir ein Restaurant und holte mir Bier für den Abend in Hotelzimmer.

Ich verbrachte fast den gesamten Vormittag auf dem Hotelzimmer, weil ich dem Projektleiter meine Telefonnummer hinterlassen hatte. Er meldete sich jedoch nicht. Als ich gegen Ende des Vormittags einige Male bei ihm versuchte anzurufen, bekam ich nur seinen Anrufbeantworter zu hören.

Auch die Versuche vor und nach der Siesta hatten keinen Erfolg. An der Rezeption wußte man von Anrufen, die ich während des Mittagessens eventuell erhalten hatte, nichts. Am Nachmittag holte ich die nächsten tausend Mark und brachte sie zum Reisebüro. Damit war der Flug fast bezahlt.

Mehr Tiefschläge

Ich lief erneut durch die Straßen, um mich abzulenken, aber die Frustration über die erfolglose Bewerbung hielt sich hartnäckig. In der tienda, wo ich bereits beim ersten Mal Bier getrunken hatte, wollte man mich diesmal mit dem Zigarettenpreis übers Ohr hauen, aber da ich vorher gefragt hatte, wieviel die Schachtel kosten würde, konnte ich den Preis auf ein Normalmaß drücken. Beim Bier leistete sich der Sohn Besitzers diesen Scherz nicht. Hier hatte sich nichts verändert. Es waren immer noch die selben Stammgäste und das gleiche Gedränge auf der Straße, das ich durch die offene Tür beobachten konnte. Nach einem erneuten Spaziergang wurde es dunkel und ich ging zum Abendessen.

In der tienda beim Hotel traf ich einen jungen Deutschen, mit dem ich eine Weile über die Stadt redete. Er stellte mir einen Kolumbianer vor, der in Deutschland gewesen war und daher recht gut Deutsch sprach. Trotzdem fand ich den Abend irgendwie ziemlich lau und bin bald ins Hotel zurück.

Der Samstagmorgen begann mit einer bösen Überraschung. Der Geldautomat weigerte sich, mir mehr Geld auszubezahlen. Nach dem ich bestimmt zehn Kilometer durch die Stadt marschiert war und einige Automaten ausprobiert hatte, lief zu dem Gebäude in dem auch die Master-Cardstelle untergebracht war. Aber Samstags war man offenbar nicht bereit, zu arbeiten. Der Pförtner hatte mir zwar den Weg in dem Hochhaus beschrieben, aber ich stand vor verschlossenen Türen.

Zurück im Hotel mußte ich mehrmals bei Master-Card International anrufen, bis sich jemand bequemte, mir mitzuteilen, daß ich diese Woche kein Geld mehr abheben konnte. Erst am Montag würde die Zeitsperre aufgehoben sein, die derzeit ein Abheben verhinderte. Die beiden Damen an der Rezeption, denen das Hotel gehörte, waren sehr hilfreich gewesen und ich weiß nicht, ob ich allein zu der Person durchgedrungen wäre, die mir schließlich die gewünschten Informationen mitteilte.

Nach dem Mittagessen sagte ich im Reisebüro Bescheid, daß ich erst auf den letzten Drücker würde bezahlen können, wenige Stunden vor dem Abflug. Darüber war man wenig begeistert, aber man sagte mir zu, daß man mich am Montag (der auch noch Brückentag war) mit dem Flugschein treffen würde, um den Restbetrag zu kassieren.

Damit war im Prinzip mein Tag gelaufen, denn mit nur noch wenig Geld in der Tasche und der Notwendigkeit, zwei Tage damit leben zu müssen, waren meine Möglichkeiten beschränkt. Ich hielt Siesta und ging spazieren, mehr war nicht drin, auch weil ich unbedingt am nächsten Tag ins Nationalmuseum wollte. Da war ich zwar schon bei meinem ersten Aufenthalt gewesen, aber es fand eine einmalige Sonderausstellung statt, die ich mir keinesfalls entgehen lassen wollte.

Zum Abendessen suchte ich das Internetcafé auf und kündigte in einer letzten Mail meine bevorstehende Rückreise an. Auch wenn ich diesmal nichts vorzubereiten hatte, kehrte ich ins Hotel zurück und verbrachte den Abend auf meinem Zimmer.

Die Rückkehr zweier Geologen nach Bogotá

Den Vormittag hatte ich dem Nationalmuseum gewidmet. Im Bewußtsein, ausreichend Zeit zu haben, schlenderte ich über die Carrera 7. Weil Sonntag war, fand wieder der übliche Flohmarkt statt und der Verkehr war umgeleitet. An den endlosen Ständen vorbei, die sich eher in der Aufmachung, als im Warenangebot von denen, die ich in Peru und Bolivien gesehen hatte, unterschieden. Abgesehen natürlich vom lokalen Spezialitäten die es nur in den betreffenden Ländern gab.

Schließlich stand ich vor dem Nationalmuseum an dem große Fahnen befestigt waren, auf denen das Motto der Sonderausstellung prangte: Humboldt – El Regreso, die Rückkehr. Dazu eine ganze Reihe großer Firmen, die meisten aus Deutschland, die die Ausstellung gesponsert hatten. Es war zwar nicht gerade wenig los, und ich mußte an der Kasse anstehen, aber in dem riesigen Gebäude verloren sich die Besucher.

Ich erfaßte bereits im ersten Saal, wie sehr sich der Besuch gelohnt hatte. Außer Originalhandschriften des Naturforschers, die teilweise von den Sammlungen Preussischer Kulturbesitz in Berlin zur Verfügung gestellt worden waren, fand ich zurückgebliebene Ausrüstungsgegenstände, zeitgenössische Gemälde, Hinweise und Erklärungen zu den Kolumbianern, die Humboldt und Bonpland getroffen, und Proben die sie genommen hatten.

Da war beispielsweise die Radierung, die einen der Träger zeigten, über die Humboldt sich bei der Überquerung der Zentralkordillere zwischen Ibagué und Cartago so sehr echauffiert hatte. Ich sah seine Zeichnung des heute zur Kloake verkommenen Wasserfalls Tequedama südlich von Bogotá. Es gab Gesteins- und Planzenproben zu sehen, die in keiner seiner eigenen Abhandlungen auftauchten. Ausgestellt fand ich auch Briefwechsel mit Kolumbianern, wie Mutis und Caldas. Teile der Sammlung des ersteren, die auf Humboldt oder dessen Anregungen zurückgingen. Grundsätzlich konnte ich die Exponate in Privates und Wissenschaftliches einteilen, ohne jedoch sagen zu können, welchen Aspekt ich spannender fand.

Ich verbrachte etwa drei Stunden in der Ausstellung und nahm, ohne müde zu werden, immer neue Zeugnisse über Alexander von Humboldt und seine Reise in die Äquinoktalgegenden der Neuen Welt, wie er sein vielbändiges Werk darüber selbst nannte, wie ein Schwamm in mich auf. Die Erschöpfung kam erst hinterher, als ich in mehreren tiendas nach einem Bier fragen mußte, bis ich endlich fündig wurde. Einerseits, weil ich Geld sparen wollte, andererseits, weil ich hinter Espinal morgens zu früh daran vorbeigefahren war, aß ich auf dem Markt echt tolimensische lechona, gefülltes Spanferkel. Das Schwein war klasse, auch, wenn ich die Maisfüllung etwas trocken fand.

Kolumbianische Lebenslust

Nach der Siesta lief ich in die etwas gefährlichere zona sur. Diese südlichen Stadtgebiete werden, je weiter man vom Zentrum weggeht, immer ärmer und daher ist auch die Chance größer, daß man auf Menschen trifft, die sich mittels eines Raubüberfalls auf Touristen ihren Teil vom Kuchen abschneiden wollen. Hier war aber auch das Bier billiger. Ich fand eine Trinkhalle, in der sich weniger wohlhabende Bogotanos den Sonntagnachmittagsrausch verpaßten und setzte mich an einen Tisch. Natürlich fiel ich unter anderen Gästen auf, aber es hat mich niemand auch nur schief angesehen, weil ich hier mein Bier trank.

Ich bleib also einige Biere lang und beobachtete das Treiben, das meist von einer recht lauten Musikbox begleitet wurde. Hier fand ich sie wieder, die Menschen, die gut drauf waren und den Tag feierten, so wie an meinem ersten Sonntag in Kolumbien, als ich mit dem Fahrrad in Santa Marta eintraf und mich am Ortseingang an einen Kiosk gesetzt hatte. Sicher Bergbewohner sind zurückhaltender, als costeños und die Leute hier waren nicht so ausgelassen, wie die, die ich an jenem Sonntag im September gesehen hatte, aber die grundsätzliche Lebenseinstellung war dieselbe. Ein Grund, warum mir Kolumbien so gut gefallen hat.

Als es dunkel zu werden begann, kehrte ich in die tote Altstadt zurück, nicht ohne erneut auf der Straße einen Spieß gegessen zu haben. Da ich auf dem Weg zum Hotel keine offene tienda mehr gefunden hatte, mußte ich an der Rezeption Bier für den Abend kaufen. Dabei traf ich den jungen Mann wieder dem ich bei seinem Seminarvortrag zur Physik beim ersten Mal geholfen hatte wieder. Er erkannte mich sofort und wir unterhielten uns ausgiebig, auch, weil er gerade wenig am Empfang zu tun hatte.

Die letzten Stunden in Südamerika

Nach dem Frühstück, war ich ziemlich erleichtert, als ich am Geldautomaten das Geld ziehen konnte, das ich zum Bezahlen des Fluges und des Hotels noch dringend gebraucht hatte. Mit dem Telefonieren hatte es nicht so recht geklappt, aber, als ich auf dem Weg zum Reisebüro war, kam mir der Chef mit dem Flugticket entgegen. Er war mindestens genauso erleichtert, daß es, wenn auch auf die letzte Minute, noch gut funktioniert hatte.

Ich kehrte ins Hotel zurück, packte meine Sachen, bezahlte und machte mich zu einem letzten, wehmütigen Spaziergang durch die Innenstadt Bogotás auf. Ich sog die letzten Blicke in ich auf, die ich von der Stadt genießen konnte und bedauerte, daß ich vom Geologischen Dienst nichts mehr gehört hatte, weil mir das eine Rückkehr in dieses wunderbare Land gestattet hätte.

Am späten Vormittag bestellte ich mir ein Taxi zum Flugplatz und verabschiedete mich im Hotel. Der Fahrer verkürzte mir mit seiner typischen kolumbianischen Art die lange Taxifahrt und sorgte dafür, daß ich direkt am Abflugterminal einen Gepäckwagen fand und er zeigte mir den richtigen Weg hinein. Ich schwitzte wegen des Übergewichts meines Gepäcks, obwohl ich Hotel einige Ausrüstungsgegenstände zurückgelassen hatte. Aber ich hatte Glück, denn es fiel kein Wort zu dem Thema am Schalter.

Nur noch mit dem Handgepäck belastet, kaufte ich mir zwei Dosen Bier und setzte mich vor dem Flughafengebäude in den Schatten einiger Büsche auf eine niedrige Steinmauer. Wehmütig genoß ich die letzten Blicke und Atemzüge im kolumbianischen Hochland, auch wenn es vor dem Flugplatz mit den ständig ankommenden Fahrzeugen und Fluggästen nicht wirklich ruhig zuging.

Beim Einchecken bereits gab’s wieder Probleme mit dem Hammer, aber das war ich bereits gewohnt. Weil es aber diesmal keine Zwischenlandung gab, konnte ich ihn in Frankfurt aber problemlos in Empfang nehmen. Im Flugzeug saß ich neben einem Italiener, der als Ingenieur von seiner Firma hierher geschickt worden war und sich auf Heimaturlaub freute. Ich bedauerte, daß nach einem dreiviertel Jahr Spanisch mein Italienisch so gelitten hatte, daß zu mehr als ein paar Worten der Höflichkeit nicht reichte. Unsere Gespräche sorgten jedoch dafür, daß uns die Zeit nicht zu lang wurde, zumal die Nacht über dem Atlantik extrem kurz war.

Nach der Landung am späten Vormittag, erwartete ich ein strenges Vorgehen der Zöllner für die Passagiere eines Fluges aus Kolumbien, aber, als mich der einzelne Beamte, der hier Dienst tat, sah, winkte er mich ziemlich lasch durch. Ich weiß zwar, daß Zöllner sich eher von einen Blick in die Augen von Grenzgängern, als auf einen Blick in deren Gepäck leiten lassen, aber ich war nahe dran, ihm zu sagen, daß ich von einem deutschen Zollbeamten erheblich mehr erwartete, als das, was ich von den Südamerikanern während der vergangenen neun Monate erlebt hatte.



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