Tagebuch
44. Chiclayo
Eingewöhnung
Als der Bus endlich in einem Hinterhof anhielt, konnte ich mich mittels des Stadtplans des Reiseführers endlich auf die Suche nach einer Bank in der immerhin eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt machen. Mit der Hilfe des Reiseführers gelang es zwar auf Anhieb, eine Bank zu finden, bei der ich meine Kreditkarte am Geldautomaten zum Einsatz bringen konnte, aber der Geldautomat funktionierte nicht richtig. Auf dem Weg ins Stadtzentrum fand ich weitere Banken, von denen eine schließlich den Zweck erfüllte.
Auf der Plaza de Armas, nur wenige hundert Meter weiter, war schon wieder Streik. Diesmal mußte ich mich aber erst daran erinnern, daß ich nicht mehr in Ecuador war. Da ich anderes zu tun hatte, als mich mit den Streikenden auseinanderzusetzen, blieb mir für diesmal der Grund für ihrem Unmut verschlossen. Weil im Stadtplan des Reiseführers keine Einbahnstraßen eingezeichnet waren, und, weil ich nur noch ein Hotel finden wollte, fuhr ich eiskalt gegen den Verkehr. Es waren nur wenige Straßen, bis ich vor dem von mir ausgewählten Hotel stand.
Nachdem ich das Fahrrad in mein Zimmer getragen hatte, habe ich in einem Restaurant direkt unter dem Hotel zu Abend gegessen. Das Essen war viel und gut, wenn auch etwas unterschiedlich zu den bisher bereisten Ländern, aber die Bierpreise in Peru zeigen, daß es hier nie zum Grundnahrungsmittel wird. Im billigsten Fall zahlte ich für eine Flasche mit eins Komma eins Litern umgerechnet vier Mark dreißig; bei den 620ml-Flaschen war der Preis von drei Mark noch ätzender. Und es bestand immer die Chance, daß ein Händler sein Bier noch teurer verkaufen wollte.
Die Suche nach den Frühstückszutaten war nicht einfach. Obwohl ich bald einen Supermarkt ausgemacht hatte, fand ich dort nur H-Milch – immerhin von Nestlé –, die teurer war, als Landliebe-Milch in Deutschland. Da ich gerade in der Nähe der Plaza de Armas war, nutzte ich die Gelegenheit, nachdem ich auf einer Parkbank gefrühstückt hatte, mich bei der Touristeninformation, die sich gleich daneben befand, nach den Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu erkundigen.
Mit einigen Informationsheften verließ ich nach der freundlichen Beratung den Pavillon und machte mich auf die Suche nach Bremsklötzen und Bremszügen fürs Fahrrad, weil ich nicht mitten im Gelände anfangen wollte, danach zu suchen, wenn es zu spät war. Mit den Zügen hatte ich gleich im ersten Laden, den ich noch im Hotel erfragt hatte, Glück, aber die Klötze stellten eine ganze Reihe von Fahrradhändlern vor unlösbare Probleme. Nur in einem Laden hieß es, vielleicht, wenn der Chef da sei.
Da ich mich inzwischen nicht mehr weit vom Mercado Modelo, einem ständigen Verkaufsmarkt aus einer Unmenge spezialisierter Einzelsstände befand, wollte ich dort nach dem peruanischen Äquivalent der kolumbianischen Pielroja suchen. Bereits in La Balza hatte ich gehört, daß sie Inca hießen. Durch den riesengroßen, unübersichtlichen, heißen, stinkenden und brechend vollen Markt arbeite ich mich durch Fleisch, Kleider und Früchte in die Zigarettenabteilung vor. Beim ersten Händler fragte ich nach den Filterlosen.
Zuerst wollte er zwei Soles, etwa eine Mark dreißig pro Schachtel. Ich sagte ihm, daß ich Stangen kaufen wollte, da ich nicht wußte, wo ich die nächste Gelegenheit zum Einkauf erhielt. Er wollte einfach nicht mit dem Preis runtergehen, obwohl ich ihm vorlas, daß auf der Packung einsfünfundachtzig stand. Als ich drohte, mich woanders umzusehen, bot er mir zwei Stangen für achtunddreißig Soles an. Und er schenkte mir ein Feuerzeug, allerdings erst, nachdem er erfragt hatte, wo ich herkäme. Damit stimmte der Preis. Wir sind lächelnd mit Handschlag auseinander.
Zum Mittagessen unter dem Hotel probierte ich erstmals eine peruanische Spezialität, die im weiteren Verlauf der Reise mein Stammessen werden sollte. Bisteck a lo Pobre. Dieses "Armen-Beefsteak" war zwar niemals ausreichend dick, hatte aber dafür ein Spiegelei darüber und wurde mit Bohnen, Reis, Pommes frites und gebratenen Kochbananen serviert. Ich nahm immer reichlich aji dazu, eine Chili-Soße, die an keinen Tisch in den Restaurants der bereisten Länder gefehlt hat; allerdings schwankten Qualität und Schärfe, aber niemals so, daß ich daran regionale oder nationale Unterschiede hätte festmachen wollen.
Ein Spaziergang nach der Siesta führte mich zu einem Internet, das ich zur Meldung der neuesten Entwicklungen nutzen wollte. Allerdings war die Verbindung langsam und der Laden ziemlich voll. Schließlich war das lokale Netzwerk so überlastet, so daß die Verbindung nicht mehr stabil war. Ich nahm mir daher vor, einen besseren Internetplatz für weitere Mails zu suchen. Abends bin ich der Empfehlung des Reiseführers gefolgt, als ich Essen bin. Mi Tia an der Plaza de Armas war zwar nicht schlecht, aber für eine Empfehlung hätte es mir nicht gereicht.
Als ich morgens nach der Wäsche, die ich in Auftrag gegeben hatte, fragte, war sie wider Erwarten nicht fertig. Gut, es ist eine Seltenheit, daß es hier regnet, aber noch lange kein Grund, daß man meine Wäsche in demselben hängen läßt! Aus meiner Verärgerung machte ich keinen Hehl. Immerhin konnte man mir den Weg zu dem Busbahnhof beschreiben, von dem die Busse nach Túcume abfuhren. Es gab mindestens ein Dutzend Abfahrtsstellen für Busse in die verschiedensten Richtungen. Mittels des Stadtplans der Touristeninformation fand ich ohne Schwierigkeiten den Weg.
Erste Lehmziegelpyramiden in Túcume
Auf dem letzten Drittel der über dreißig Kilometer langen Strecke in den Ort Túcume, setzte sich in dem Kleinbus ein Einheimischer neben mich, der sofort begann, auf mich einzureden. Er machte mir den Eindruck, als sei er angetrunken. Er meinte, er sei ein Inka. So sehe er aus, hielt ich ihm entgegen. Nach meinem Verständnis waren die Menschen hier Nachfahren der Kultur von Lambayeque, die ich gerade besuchen wollte, vielleicht auch noch der Kulturen Moche und Chimú, die ebenfalls in der Gegend geherrscht hatten, aber die sechzig oder siebzig Jahre Inka-Herrschaft, konnten trotz der von ihnen durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen kaum dazu führen, daß ich die Menschen hier als Inkas betrachtete, obwohl der Mann hartnäckig auf seiner Meinung bestand. Von den anderen Fahrgästen sagte keiner etwas, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß sie von dem Geschwätz meines Nachbarn begeistert waren.
Im Ort, an der Plaza Principal, verließ ich den Bus und lief durch die zunehmende Hitze die zwei Kilometer zu den Lehmziegelpyramiden. Auf dem Weg fuhr ein moto an mir vorbei, die für Nordperu typisch sind. Ein Moped, entweder mit fünfzig oder hundertfünfundzwanzig Kubikzentimeter Hubraum, an das eine Art Rikscha festgeschweißt war und das zur Touristenbeförderung diente. Der Fahrer, um die zwanzig Jahre alt, rief mir zu: "He, Don Quijote, du kannst hier nicht laufen, wir verdienen unser Geld mit dem Transport." Ich lächelte ob der Anrede, aber er war zu schnell vorbeigefahren, als daß ich hätte darauf reagieren können.
Am Eingang kaufte ich das Sammelbillet für mehrere interessante Stätten der Umgebung und schritt durch den Hain aus Johannisbrotbäumen erwartungsvoll auf die angekündigte Attraktionen zu. Ich fand aber nichts Interessantes. In der Wüste standen nur ein paar Erdhügel, die von der Erosion ziemlich angefressen waren. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß es diese Hügel waren, wegen denen man Eintritt kassierte.
In den gut tausend Jahren seit ihrer Errichtung waren die Lehmziegelpyramiden weniger von den seltenen regulären Niederschlägen, als mehr von den periodisch wiederkehrenden El Niño-Regenfällen regelrecht zerschmolzen. Ich lief durch das etwa 230 Hektar große Gelände und sah die verschieden großen Reste der Bauwerke und dazu einige Wüstentiere, wie Eidechsen, Geier, Eulen und Insekten, weil ich ziemlich allein durch die Landschaft lief.
Um mir einen Überblick zu verschaffen, beschloß ich, auf einen Granithügel, der als mirador, Aussichtspunkt, ausgebaut war, zu steigen. Dabei traf ich auf eine Touristengruppe. Ihr Führer wollte seinen Lohn aufbessern und lud mich ein, mich der Gruppe anzuschließen. Da ich einerseits lieber alleine durch die Gegend lief, andererseits nicht glaubte, daß er mir viel Neues zu berichten hätte, lehnte ich ab.
Der Mann blieb allerdings hartnäckig. Ob ich wisse, wieso der Aussichtshügel Cerro la Raya hieße, wollte er wissen. Im Reiseführer hatte ich gelesen, daß an dieser Stelle der Legende nach ein See gewesen sein sollte, in dem ein Mantarochen gelebt habe. Dieser war von zwei Jungen aus einem nahegelegenen Dorf ständig gepiesackt worden, woraufhin er sich und seinen See in diesen verwunschenen Granithügel verwandelt hätte.
Wenn der Führer beeindruckt war, ließ er es sich nicht anmerken und fragte, ob ich auch den zweiten Namen des Hügels und die Geschichte dazu ebenfalls kenne. El Purgatorio, das Fegefeuer, hieß deswegen so, weil die Spanier, um bei der Christianisierung der unwilligen Einheimischen etwas nachzuhelfen, eines Nachts ein großes Feuer am Fuß des Hügels gemacht hatten und den Menschen der Umgebung einredeten, daß dies der Eingang zur Hölle wäre. Natürlich würden alle Ungläubigen von den Flammen des Berges aufgefressen. Zur Unterstützung ihrer These erfand man noch einen feurigen Wagen, auf dem Dämonen saßen, die die Bekehrungsresistenten nachts abholten.
Nun war der Führer überzeugt, daß ich nicht zu seiner Gruppe gehören müsse, er schilderte mir sogar einige Details und Varianten der Legenden aus Achtung und Respekt. Anschließend verabschiedeten wir uns mit Handschlag.
Während der Führer seiner Arbeit nachging sah ich zu, daß ich den Gipfel des Hügels erreichte, bevor er mit der ganzen Gruppe nachfolgen würde. Ich sah die verschiedenen Tempel und Wohnbezirke und gebe zu, daß die Form dieser Hügel zu regelmäßig für einen natürlichen Ursprung ist, aber in den Erdhaufen die Funktionen zu sehen, die die Archäologen ihnen zugeordnet hatten, fiel mir schwer. Der Rundblick über die Landschaft rechtfertigte allerdings den Aufstieg auf jeden Fall.
Die größte der Pyramiden, die hier huaca genannt werden, soll die größte in Amerika sein. Das bezieht sich darauf, daß es die größte "erhaltene" Lehmziegelpyramide ist. Später sollte ich die größte sehen, die aber teilweise zerstört ist. Beeindruckt war ich jedoch erst, als ich im Museum, das zu der Anlage gehört, war und die Modellrekonstruktionen mit dem verglich, was ich gesehen hatte. Die Modelle geben allerdings klar Auskunft über die ursprüngliche Form und den Zweck der Bauten, was unterstrichen wurde durch kleine Figuren, die den Tempeln entsprechende rituelle Handlungen durchführten oder in den Wohnbereichen das tägliche Leben, das mir ziemlich luxuriös vorkam, darstellten.
Die wenigen Exponate, die hier ausgestellt waren, rissen mich allerdings nicht vom Hocker. Die Mehrzahl, und vor allem die besseren, waren in Lima oder im Brüning-Museum im Ort Lambayeque ausgestellt. Noch mieser wirkte auf mich die Darstellung der Naymlap-Legende als überdimensionaler Comic. Dieser Herrscher soll im achten Jahrhundert auf Flößen mit seinem ganzen Hofstaat an der Küste Lambayeques gelandet sein und hier Wohn- und Tempelbauten angelegt haben. In einem der Tempel, Chota, soll sich eine Götzenfigur befunden haben, die Yampallec oder Ñam Pallec genannt wurde und namensgebend für die Provinz Lambayeque wurde.
Naymlap, dessen Name in der Sprache der zu diesem Zeitpunkt in der Nähe lebenden Moche, als aus ñam, Vogel, und lá, Wasser, zusammengesetzt gedeutet wird, sollen nach seinem Tod Flügel gewachsen sein und er soll damit davongeflogen sein. Seine Herrschaft soll einen Schub von Wissenschaft und Kunst ausgelöst haben. Seine Kinder, von denen drei bekannt sind, Cium, Nor und Cala, sollen Túcume gegründet haben. Das Ende der Dynastie liegt im Dunklen, soll aber mit einer verbotenen Liebe des letzten Herrschers mit einem Dämon in Frauengestalt geendet haben.
Nach einem frühen Mittagessen in Túcume fuhr ich mit einen Kleinbus zurück in den Ort Lambayeque. Ich hatte den Fahrer gebeten, mich nahe am Brüning-Museum 'rauszulassen. Nach einem kurzen Fußmarsch stand ich vor dem modernen Betongebäude, das die enorm erweiterte Sammlung des deutschen Kaufmanns enthält, der es gegründet hatte. Neben Ausstellungsstücken der Moche, zu denen Sipán gehört, und Chimú, die ich im Verlauf der Reise noch öfter sehen sollte, sah ich Fundstücke von Sicán und Túcume, die als Lambayque-Kultur bezeichnet ist.
Auf drei Stockwerken waren, nach Kulturen geordnet, Relikte in Form von Keramiken, Knochenwerkzeugen, Textilien, Steinwaffen und vor allem Gold, das mir für ein Provinzmuseum reichlich vorkam, und Kupfer zu bewundern. Eine Karte zu historischer Landnutzung und einige Erklärungen zur archäologischen Arbeitsweise unter den besonderen Bedingungen der Küstenwüste vervollständigten das sehr sehenswerte Museum.
Von einem Kleinbus ließ ich mich die zwölf Kilometer nach Chiclayo an das terminal, von dem aus ich am Morgen losgefahren war, zurückbringen. Im Hotel wollte ich mich zu einer verspäteten Siesta begeben, aber das Zimmer war nicht fertig. Nach dem Theater mit der Wäsche am Morgen, die inzwischen aber wenigstens fertig war, hatte der Portier Mühe, mich zu beruhigen. Er schaffte es schließlich mit einer Bundesligatabelle und einem Gespräch über der Peruaner Claudio Pizarro, der in dieser Saison bei Bremen spielte. In der Zwischenzeit wurde mein Zimmer hergerichtet und ich begab mich anschließend zur Ruhe.
Als ich später durch die Stadt lief, fand ich ein besseres Internet und verschickte die Nachrichten, die wegen der Schwäche der Verbindung am Vortag liegengeblieben waren. Da es inzwischen dunkel geworden war, suchte ich mir ein Restaurant, das zwar nicht schlecht, viel zu teuer war. Ein Essen für umgerechnet zwölf Mark ist es deswegen nicht wert, weil ich wußte, daß ich für ein Viertel bis ein Drittel des Preises ebenfalls gut essen konnte. Den Rest des Abends verbrachte ich im Hotel mit dem Ausgleichen Flüssigkeitsverlusts und dem Studium der Informationen von Touristenbüro und Reiseführer, um am nächsten Tag zu wissen, was ich sehen würde.
Sipán
Für den Vormittag hatte ich eine Fahrt nach Sipán vorgesehen und mußte diesmal ein anderes, größeres terminal, das den Namen eher verdiente, finden. Der Bus war auch kein Kleinbus mehr, aber für einen richtigen Reisebus war er zu klein. Auf der Fahrt fielen mir einige laute US-Amerikaner unangenehm auf. Die drei jungen Männer, die ich auf Mitte bis Ende zwanzig schätzte, waren deutlich über das Gemurmel der Einheimischen im Bus zu vernehmen. Ich versuchte sie, ebenso, wie es die anderen Fahrgäste machten, zu ignorieren. Aber erwartungsgemäß verließen sie den Bus an der selben Stelle, an der auch ich ausstieg.
Unter einigen Johannisbrotbäumen lief ich zum Eingang, um mein Multiticket abstempeln zu lassen. Von weiten sah man bereits die Lehmziegel-Hügel, die nicht weniger stark erodiert waren, als in Túcume. Der Unterschied, der sofort ins Auge fällt, sind die Wellblechdächer auf Holzstützen. Hier waren die eigentlichen Ausgrabungsstätten. Weil ich am Vortag in Túcume erst große Interpretationsschwierigkeiten hatte, bin ich diesmal zuerst ins Museum. Das Niveau war zwar auch nicht höher und die Exponate ähnlich kümmerlich, aber durch die Beschreibungen, Fotos und Modelle, fand ich mich später zwischen den zerschmolzenen Ruinen besser zurecht.
Die Anlagen unterschieden sich etwas von denen des Vortags, weil es diemal die Moche-Kultur war, die sie errichtet hatte. Diese Kultur reichte von der Zeitenwende bis zur Mitte des achten Jahrhunderts. Die hier in Sipán errichteten Gebäude, an denen ich wenigstens gelegentlich die Reste der Ziegel erkannte, stammten vom ersten bis sechsten Jahrhundert. Zwischen den Tempelplattformen, von denen die größte achtzig mal hundertdreißig Meter Flächenausdehnung bei fünfzehn Meter Höhe hatte und auf der sich zeremoniell genutzte Gebäude befunden haben sollen, fand ich den überdachten Ausgrabungsort des Herrn von Sipán.
Teile des in Mainz gereinigten Schmuckes befanden sich wieder in der Grube. Jedenfalls Kopien davon, denn, wie während der Ausgrabungen, Polizisten hier zu stationieren, um Grabräuber fernzuhalten, kann sich hier niemand leisten. Der Kriegerpriester, der hier beerdigt worden war, lag in einem Sarkophag und war von mehreren Lagen Schmuck und rituellen Waffen, Rüstungen, Textilien und Werkzeugen umhüllt. Mit ihm wurden acht andere Leute beerdigt, die mutmaßlich vorher nicht tot waren, dazu ein Hund und ein Lama. Eine Unmenge Gold, aber auch Silber Kupfer, Türkise, Lapis Lazuli und Spondylusmuscheln wurden, wie einige der unzähligen Tongefäße, ins Brüning-Museum und in größerer Anzahl nach Lima in verschiedene Museen gebracht, wo ich immer wieder Teile des Riesenschatzes zu sehen bekam. Weitere Grabfunde in unmittelbarer Nähe, unter anderem der alte Herr von Sipán und eine Heilerin, stellen die Verbindung zu den Motiven von Keramikmalereien her, die ich immer wieder gesehen hatte und die die Archäologen immer wieder vor Probleme gestellt hatten.
Nachdem ich mich sattgesehen hatte und von einer der Pyramiden einen zugegebenermaßen erhebenden Blick auf die trockene Landschaft geworfen hatte, verließ ich das Museum und wartete gegenüber des Eingangs an einem Tisch unter einer Zeltplane, die zu einer Verkaufsbude gehörte, beim Bier auf den Bus. Leider hatten die Amis den Bus vorher verpaßt, so daß ich wieder mit ihnen im Bus sitzen mußte.
Verzögerter Ausklang
Nach Mittagessen und Siesta plauderte ich eine Weile mit dem Rezeptionisten, bevor ich mich auf den Weg machte, um nachzusehen, ob der Chef heute in dem Laden sei, wo man mir wegen der Bremsklötze Hoffnung gemacht hatte. Er war da und seine Bremsklötze paßten. Zufrieden brachte ich meinem Kauf zum Hotel. Anschließend hatte ich vor, zum Abendessen zu gehen. Ein erneuter Versuch bei Mi Tia war angesetzt, um zu sehen, ob sich mein Urteil verbesserte. Es erschien mir zwar etwas besser, als beim letzten Mal, aber überzeugend fand ich es immer noch nicht. Wie üblich, saß ich am Abend im Hotel, um mir Gedanken zu machen, was ich am nächsten Tag tun wollte. Der Blick auf die Bremsklötze und den Zustand des Fahrrads, das ich zuletzt in Palanda gewartet hatte, überzeugten mich davon, daß der nächste Tag dem Fahrrad gehören mußte.
Sechs Stunden verbrachte ich mit der Radwartung und -pflege. Mit Mittagessen und Siesta war der Tag dadurch gelaufen, allerdings war die ausführlich Pflege des Fahrrads dringend erforderlich gewesen.
Am späten Nachmittag machte ich einen ereignislosen Spaziergang durch die Stadt. Nach dem Abendessen fand ich eine tienda, aber die wenigen alten Männer, die sich hier befanden, waren mit sich selbst beschäftigt. Auf dem Rückweg ins Hotel fand ich in einem supermarktähnlichen Laden Schwarzbier. Damit zog ich mich aufs Zimmer zurück, um die Planung für die nächste Etappe in Angriff zu nehmen
Der Tag begann mit einer unangenehmen Überraschung. Die beiden kleinen Flaschen Schwarzbier, die wohl zu lange in dem Laden gestanden hatten, verursachten mir Durchfall, der sich erst gegen Mittag legte. Daher mußte ich trotz meines Unwillens beschließen, noch einen Tag in Chiclayo zu verbringen, da ich einerseits keine Lust hatte, in der Mittagshitze zu fahren und die Etappe um diese Zeit nicht mehr zu bewältigen war.
Nach der Siesta fühlte ich mich soweit gekräftigt, daß ich beschloß den Rest des Nachmittags dazu zu nutzen, mich bei meiner Mail-Gemeinde zu melden.