Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Tagebuch

24. Popayán

Entlang des Río Cauca

Nach dem Frühstücksbier, bei der Caucaüberquerung habe ich fast eine Stunde eingebüßt, weil ein Kleinroller, mit Kolumbianer und Frau einen Platten hatte, und er mich um Hilfe in Form meiner Luftpumpe bat. Nachdem ich so oft schon die Hilfe dieser Menschen in Anspruch genommen hatte, konnte ich mich natürlich nicht verweigern. Nun stellte sich aber heraus, daß er doch fünf Löcher zu versorgen hatte, nur hat er die eben leider nicht im ersten Anlauf festgestellt. Zwischenzeitlich kam noch ein alter Schwarzer auf mich zu, weil er die offen auf das Gepäck geschnallte Machete benutzen wollte, um ein hier wachsendes Riesenbambusgewächs, guadua, zu fällen. Dafür gab er mir etwas später eine Riesenschote: etwa einen Meter lang, und etwa sieben bis acht Zentimeter dick. Die Frau hat mir nebenbei erklärt, daß man die guaba, so heißt das Ding, wie eine Erbsenschote am Rand öffnet. Darin findet man etwas Weiß-Weich-Haariges, das zu genießende Fruchtfleisch. Die etwa fünf Zentimeter langen und gut eineinhalb Zentimeter durchmessenden, schwarzen Bohnen, die dazwischen liegen, werden nicht gegessen. Das Fruchtfleisch erinnert an Zuckerwatte und schmeckt auch so. Nachdem ich probiert hatte, nahm ich die Schote in mein Gepäck, um sie als Dessert zu essen. Der alte Schwarze hatte aber wahrscheinlich eher daran gedacht, mir eine Energiereserve fürs Radfahren zu geben. Als der Mann endlich seinen Motorroller wieder fahrbereit hatte, bedankten er und seine Frau sich herzlich und wir fuhren in entgegengesetzte Richtungen davon.

Bei der Einfahrt in den nicht sehr ansehnlichen Ort Santander de Quilichao fiel mir die Konzentration von Verkaufsständen und Imbißbuden entlang der Panamerikana auf. Hier fand ich auch meine Unterkunft. Das junge Zimmermädchen, das wohl zu Familie gehörte, brauchte wieder eine zweite Aufforderung, diesmal im Beisein ihrer Mutter, die später dazukam, um das Zimmer zu reinigen, bevor ich es bezog. Nachdem sie fertig war, hat mich das Zimmermädchen versucht, auszuquetschen. Lange genug hat sie mich von der Siesta abgehalten. Als ich sie endlich wegschickte, schien sie beleidigt zu sein.

Im Foyer des Hotels, während ich auf die Zimmerreinigung wartete, hat mir ein etwa fünfzigjähriger Mann aus dem Ort klargemacht, daß hier die zona roja, die rote Zone, sei! Damit meinte er, daß hier die Guerilla aktiv war. Richtig war, daß es seit Tagen in diesem Departement Scharmützel der Guerilla mit dem Militär und Übergriffe der paramilitares auf Zivilisten gab. Ich hatte propagandiatisch veränderte Berichte in den Fernsehnachrichten gesehen. Allerdings war die Hauptverkehrsstraße, auf der ich mich bewegte – seit Armenia war es wieder die Panamerikana –, gut bewacht.

Nach der Siesta habe ich das Sechzigtausendeinwohnerkaff etwas bewandert. Zu essen gab’s nur an der Panamerikana. Die Infrastruktur des Ortes fand ich stark auf die Panamerikana ausgerichtet. Im Ort selbst, sah ich wenige Läden und ich hatte den Eindruck, daß hier weder der Verkehr, noch Besucher besonders willkommen waren. Das wird daran liegen, daß die Einwohner die Durchreisenden ausnehmen wollten, wie mir der gute Bierpreis in einer tienda im Ort selbst bewies. Das einzig Auffällige war das vermehrte Auftreten von Negern.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als in ein Restaurant an der Durchgangsstraße zum Essen zu gehen, das sich als im Besitz der Hotelbetreiber herausstellte. Den Abend verbrachte ich Hotelzimmer, um mich über die weitere Strecke mittels Karten und Reiseführern zu informieren.

Am Fuß der Zentralkordillere

Weil bei Santander das Tal des Río Cauca endete, beziehungsweise begann, wurde die Strecke anstrengender. Wegen der vielen Hügel beim Aufstieg bin ich nur langsam und oft beschwerlich vorangekommen, da die Straße in jedes der unzähligen Täler eintauchte, um den dazugehörigen Bach zu überqueren, um anschließend wieder bergauf zu gehen. Auch hier machte sich wieder die undurchdachte Straßenführung und der Mangel an Brücken unangenehm bemerkbar. So war ich gezwungen, immer wieder kürzere Pausen einzulegen, um zu verschnaufen.

Auf der Fahrt hat mich ein LKW fast gerammt. Es war das erste Mal, daß einer den nötigen und gewohnten Respekt hat vermissen lassen und mich schon angegriffen hat. Ich nehme an, daß der Fahrer mich wieder für einen US-Bürger gehalten hat. Hinzu kamen die Verhandlungen zwischen Pastrana, dem kolumbianischen Staatspräsidenten, mit Clinton in Cartagena, bei denen mal wieder ein Anti-Drogen- und Anti-Terrorplan beschloßen wurde. Natürlich auf Kosten der Bevölkerung. Clinton versprach den Kolumbianern rund eineinviertel Milliarden US-Dollar. Auf den ersten Blick hätte man sagen müssen klasse, denn mit dem Geld hätte man die Infrastruktur, die Wirtschaft und die Bildung verbessern können. Der allergrößte Teil des Geldes mußte aber für US-amerikanische Waffensysteme ausgegeben werde. Ein Schmankerl für die Waffenindustrie, damit sein Vizepräsident bei den Wahlen bessere Chancen hatte. Die Leidtragenden dieses verbrecherischen Deals würde aber die kolumbianische Zivilbevölkerung sein. Und die war deswegen völlig zurecht verärgert.

Geologisch ist auf dem Weg der Kalkstein des Caucatals in einen Sandstein übergegangen, oft rot, eher grobkörnig als feinkörnig. An der Straße gab’s auch einen merkwürdigen Flusstalaufschluß. Woher, fragte ich mich, sind die Magmatite gekommen, es war kein Berg zu sehen, der den ehemaligen Fluß hätte beliefern können, nur die ewigen Hügel, die genau betrachtet keine sind: Sie wirken nur wegen der heftigen Erosion so, weil zwischen ihnen die quebradas, das sind größere Erosionsrinnen beziehungsweise kleinere Schluchten, liegen. Zum Puracé-Vulkan, der zwar von hier aus nicht sichtbar war, war es aber nicht mehr sehr weit. Er könnte die Magmatite geliefert haben.

In Tunia, wenige Kilometer vor Piendamo war nur eine Zahlstelle und das Hotel mit Rasthaus, dazu kamen einige wenige Läden. Aufgrund der Härten der Strecke beschloß ich, hier Station zu machen. Nachdem ich im Rasthaus gegessen hatte, fragte ich nach einem Zimmer. Der Raum war ziemlich einfach, aber recht sauber. Nach der kalten Dusche und der Siesta bin ich zurück in die Raststätte. Da ich die Gegend nicht für übermäßig sicher erachtete, habe ich mich nicht weit von den wenigen Häusern entfernt.

Die Guerilla

Nachdem man mich am Vortag schon in Santander schon darauf hingewiesen hat, daß ich in der zona rojasei, kam nun der Nachbar des Hotels, ein Hängemattenverkäufer, und versuchte mich närrisch zu machen, wie gefährlich es doch hier sei, und daß ich sofort mit dem Bus nach Ipiales, dem Grenzort zu Ecuador, fahren müsse. Der Schwachkopf war nicht nur Opfer seiner Geldgier, ein Bier habe ich ihm bezahlt, aber ihm dann gesagt, es wäre genug, sondern auch der staatlichen Propaganda im Fernsehen: Die Linken hielt ich für zu intelligent, um mir was zu tun; die rechten Volksschädlinge, nur die gehen auf Zivilisten los, und Banditen sind für mich unberechenbar. Die Guerilla muß sich, um zu überleben, immer wieder in abgelegeneren Dörfern Nahrung beschaffen. Das ist sicher Raub, auch gibt es Berichte über Zwangsrekrutierungen von Jugendlichen. Einerseits wird behauptet, daß diese Dörfer, die in jedem Fall aber nur Opfer sind, Sympathisanten der Guerilla wären, andererseits, und der Aspekt ist der schlimmere, versorgt das kolumbianische Militär die paramilitares mit Geheimdienstinformationen, damit diese die unschuldigen Dorfbewohner niedermetzeln, um der Guerilla eine Nachschubbasis zu nehmen. Diese Verhältnisse erinnerten mich an die Verheerung Deutschlands im dreißigjährigen Krieg, von dem sich bis heute einige Regionen nicht erholt haben. Und dieser Krieg dauert inzwischen schon vierzig Jahre. Und davor fast fünfzehn Jahre violencia, in der die Ursachen für den heutigen Konflikt liegen.

Weil ich mich ungläubig gegenüber den Warnungen des Hängemattenverkäufers gezeigt hatte, bestand dieser darauf, daß ich ihn zu einem nahegelegenen Militärposten begleitete. Der Unteroffizier, der für diesen Kontrollposten an der Zahlstation zuständig war, machte zwar mehr Militärpropaganda, sagte aber auch, daß die für den kommenden Tag angesetzten Truppenbewegungen entlang der Panamerikana auch zu meiner Sicherheit beitrügen. Am Vortag waren allerdings wieder Tote im Fernsehen aus der Provinz Cauca, dessen Hauptstadt Popayán ist, zu sehen gewesen. So richtig hat der Unteroffizier es dem Panikmacher nicht geben wollen, aber er versuchte schon, den Eindruck von Sicherheit zu erzeugen. Auf die Frage hin, wer dafür verantwortlich sei, hieß es FARC, aber ich glaubte es nicht; das sind relativ intelligente Linke mit Internetzugang, die wissen Bescheid. Eine Aktion gegen mich hätte erfolgversprechend sein müssen, und zwar in dem Sinne, daß mehr als ein paar Tausend Dollar dabei heraussprängen. Außerdem hatte ich oft genug gehört, daß es die Paramilitares sind, die auf die Zivilbevölkerung losgehen, die Guerilla üblicherweise auf den Staat und seine Repräsentanten. Mir fiel der Bericht Aarons ein, der mir Cartagena gesagt hatte, daß bei dem Busüberfall, der er erlebt hatte, nur reiche Kolumbianer, nicht aber Ausländer, ausgeraubt worden waren.

Nachdem ich den Schwätzer losgeworden war, saß in der Raststätte beim Abendessen. Im Fernsehen sah ich dabei wieder Nachrichten, die von Opfern der Guerillatätigkeit hier in der Provinz Cauca berichteten. In Piendamo zweigte der Weg ins nur wenige Kilometer entfernte Silvia ab, in dem nach meiner Rückkehr, drei deutsche Entwicklungshelfer entführt wurden. Wie man sich erinnert, ging die Sache glimpflich aus, obwohl ich nicht glaube, daß die Appelle, die drei Männer freizulassen, weil sie ja gerade die Lebensbedingungen der hier ansässigen Guambiano-Indianer verbesserten, fruchteten. Auch bei anderen Gelegenheiten schien mir die oberste Führungsebene der Guerilla ihre lokalen Kommandanten schlecht im Griff zu haben.

Zum Frühstück war der Panikmacher wieder da. Ich solle mich doch für seine guten Ratschläge dankbar erweisen. Ungehalten über diese Art der Schnorrerei habe ich ihn verjagt.

Nach Popayán

Auf der Strecke ging’s anfangs gut bergauf, später verlief der Weg eher ruhig. Immer mehr wurde das Radfahren zum Erlebnis, weil die Anstiege oft mit schönen Aussichten belohnt wurden. Eine der beeindruckendsten war der Anblick des Vulkans Puracé zu meiner Linken.

Etwa zehn Kilometer vor dem Ort habe ich aufgrund des etwas schwachen Frühstücks in einem Restaurant an der Straße gevespert. Hier habe ich nach der Entfernung nach Popayán gefragt, aber es gab zwei Entfernungen: die zum Ortsschild und die zum Zentrum! Die fast acht Kilometer Differenz konnte ich durchaus bestätigen.

Die Hotelsuche in Popayán erwies sich als zähe Angelegenheit, weil mir die Gemeinschaftszimmer beim ersten Versuch nicht zusagten, beim zweiten Versuch die alte Betreiberin bei der Auswahl ihrer Kunden wählerisch war und der dritte Versuch ausgebucht war. Beim vierten Anlauf stimmten Preis und Leistung nicht überein. Erschwerend kam hinzu, daß gerade zu diesem Zeitpunkt die lokale Schutzheilige in einer Prozession durch den Ort getragen wurde. Schließlich entrann ich den Menschenmassen und fand ein recht gutes Hotel. Hier habe ich, neben einem guten Zimmer, die bisher beste Dusche in Kolumbien, der Strahl war hart – heiß und kalt! –, gefunden. Der Aufbau des Hotels konnte bei starker Belegung jedoch zu Lärmbelästigung führen. Glücklicherweise war aber nicht viel los.

Nach dem Mittagsschlaf habe ich mich mit der Stadt vertraut gemacht. Die Stimmung der sonst als so gastfreundlich bekannten Menschen war wegen der ständigen Guerillaangriffe mit vielen zivilen Opfern und dem Ausverkauf des Landes durch Präsident Pastrana an die USA, der gerade in Cartagena verhandelt wurde, ziemlich gereizt und unduldsam. Immer wieder bekam ich das zu spüren. Es war sicher auch den starken Polizeikräften zu verdanken, daß sich der Haß nicht offener gegen mich richtete. Lediglich einer, der mich vergeblich fragte, ob ich US-Amerikaner sei, aber keine Antwort erhielt, nannte mich verraco. Wörtlich bedeutet das Wort Eber, soll aber Respekt und Hochachtung ausdrücken, "Pfundskerl" wäre vielleicht eine angemessene Übertragung. Ich war sicher, daß mir niemand geglaubt hätte, wenn ich den Leuten meine Identität offenbart hätte, also hab’ ich’s gelassen.

Popayán

Der Spaziergang durch die von Sebastián de Benalcazár 1537 gegründete Stadt zeigte, daß die Leute hier relativ reich waren und offensichtlich ein Teil des Reichtums sich gehalten hat. Ich schloss dies aus den teilweise prächtigen Kolonialbauten und den vorherrschenden Preisen für Übernachtung, Essen und Trinken.

Alexander von Humboldt, der zwischen dem 9. und dem 27. November 1801 hier weilte, lobte die "überaus freundliche und anmuthige Lage". Zu seiner Zeit lag "die Cathedrale in Schutt, das Haus des Gobernadors [kolonialer Provinzgouverneur] ist eine elende Hütte..." Dass die Plaza de Armas grasbewachsen war, wertete er als Zeichen von niederer Bäuerlichkeit der damals immerhin neuntausend Einwohner zählenden Provinzhauptstadt. Für die "schlechte Bauart der Häuser" läßt er allerdings den damaligen Holzmangel und die Gefräßigkeit der Termiten gelten. Heute sind die Häuser sehr gut renoviert und auch Humboldt hätte seine Freude daran.

Die am Vortag noch so hochgelobte Dusche versagte mir morgens das Warmwasser. Die Frühstücksuche war ebenfalls ziemlich lästig.

Mit einiger Mühe nur fand ich das etwas versteckt gelegene Naturgeschichtliche Museum. In dem Gebäude, das wie ein Schulhaus aus den Sechzigern wirkte, war eine der besten Sammlungen ausgestellt, die ich in einer Provinzhauptstadt gesehen habe. Im zoologischen Teil überzeugten vor allem die schier unüberschaubaren Insektensammlungen, von denen die reichhaltige Schmetterlingskollektion sicher das Prunkstück war. Die geologische Abteilung war zwar nicht mängelfrei, aber schon zufriedenstellend. Einige der Minerale und Gesteine sind in der Tat sehenswert. Ich verbrachte den ganzen Vormittag, fast als einziger Besucher, im Museum und hatte dabei den Eindruck, daß ich durchgerannt wäre.

Schräg gegenüber des Hotels, an der Ecke fand ich ein gutes Restaurant. Die Fernsehnachrichten, die ich beim Essen verfolgte, waren wenig ermutigend: Weitere Opfer der Paramilitares, hier im Departement Cauca.

Nach der Siesta fand ich das Touristenbüro leider geschlossen. Das Internet war ebenfalls ein Flop, weil man, aus Abneigung gegen alles US-amerikanische, den Provider Yahoo gesperrt hatte. Ein weiteres, mir avisiertes, Internet war nicht zu finden.

Die koloniale Altstadt ist sehr sehenswert. Die Beschädigungen des Erdbebens vom März 1983 waren nicht mehr zu sehen. Immer wieder bin ich vor Kolonialhäusern und Kirchen stehengeblieben, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen, hineinzugehen, weil mir die Einheimischen mit ihrem Verhalten an fast allem den Spaß vermiesten. Eigentlich hätte es sowohl in der Stadt, als auch im Umland noch so vieles gegeben, was ich hätte ansehen wollen, aber unter diesen Bedingungen hielt ich es für besser, meinen Aufenthalt in dieser Region abzukürzen. Ohne, daß ich mir den Vulkan Puracé erwandert, die Museen zu Kunst und Kultur und Geschichte, die Kirchen und Klöster angesehen hätte. Ohne die Ausflüge, die sich von hier aus anboten: Tierradentro und San Agustín.

Den Vormittag nutzte ich, um mich bei der Information kundig zu machen. Aus nachvollziehbaren Gründen war es aber eher eine Touristenpolizeiinformation. Aufgrund der Sicherheitslage und eines besonders gefährlichen Streckenabschnittes, der dazu noch schwieriges Gelände in der Hitze bot, dafür aber keine Unterkunft, beschloß ich dem Rat der Polizisten zu folgen und den Bus zu nehmen. Weil ich mich noch eine ganze Weile mit den beiden Polizisten unterhalten habe und später noch ein Münsterländer in der Informationsstelle auftauchte, mit dem ich mich auf der Straße – natürlich liebend gern auf Deutsch – unterhalten habe, war der Vormittag praktisch gelaufen.

Unwillig auf Experimente, ging ich zum Mittagessen in das Restaurant an der Ecke gegenüber des Hotels, dessen Warmwasserzufuhr wieder funktionierte. Nach der Siesta habe ich ein anderes Internet gefunden, das nicht manipuliert war. Hier verschickte ich meinen Bericht. Die Atmosphäre war aber auch hier ungut.

Seit ich in Südamerika war, nervte mich die Tatsache, daß ich nur in Ausnahmefällen wenigstens als Europäer erkannt wurde, sondern direkt ohne Nachdenken zum Ami gestempelt wurde. In diesen Tagen nun schien die Geschichte wegen des Clinton-Plans für Kolumbien einen gefährlichen Aspekt zu kriegen. Popayán ist, wenn Ruhe herrscht, sicher Sternchen wert, wie Bucaramanga – eher sogar noch besser –, aber so, mit dem Clinton-Plan, war mir die Stimmung zu sehr aufgeheizt. Und ich konnte nicht jedem erklären, daß mich das nichts angeht. Nach gut zehn schönen Wochen in Kolumbien nun so ein ätzender Abschnitt, nachdem ich sonst über Kolumbien kaum etwas Schlechtes berichten konnte. Ich wußte aus Erfahrung in Ostdeutschland mit dem Fahrrad, was nun Grundeinstellung der Menschen einer Region ist, oder was überzogene Profitgier und ähnliche menschliche Schwächen sind. Hier lagen weitere Gründe, außer den direkten, von der Touristenpolizei vorgetragenen, warum ich beschloß mit dem Bus nach Pasto zu fahren.

 


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