Geographie
Venezuela
Grundsätzliches
Mit 913060 Km² ist das Land im Norden Südamerikas gut zweieinhalbmal so groß, wie Deutschland. Die Bolivarianische Republik Venezuela ist in 23 Bundesstaaten (estados) und einen Bundesdistrikt (Distrito Federal) um die Hauptstadt Caracas aufgeteilt.
Der Name stammt ursprünglich von von der Reise von Alonso Ojeda, Juan de la Cosa und Amerigo Vespucci im Jahr 1499: als sie der Pfahlbauten der Indianer nahe Sinamaica an der Küste nördlich des Maracaibo-Sees ansichtig wurden, fühlten sie sich an Venedig erinnert und nannten den Ort Veniciola, Klein-Venedig. Über verschiedene Zusätze im Lauf der Zeit (Generalkapitanat, Vereinigte Provinzen, Vereinigte Staaten und Republik) führte Hugo Chavez am 29. Dezember 1999 den heutigen Namen Bolivarianische Republik Venezuela ein.
Von den über 25 Millionen Venezolanern sind fast 70 Prozent Mestizen und Mulatten. Ein Fünftel der Bevölkerung sind Weiße, aber nur 2 Prozent indigene Urbevölkerung. Die restlichen neun Prozent sind schwarze Kreolen. Die zu rund 98 Prozent römisch-katholische Bevölkerung erwirtschaftet, hauptsächlich als fünftgrößter Erdöllieferant, ein Bruttosozialprodukt, das für südamerikanische Verhältnisse recht ansehnlich ist, aber nur etwa ein Siebtel des deutschen beträgt.
Geographische Gliederung
Landschaftlich ist Venezuela gegliedert in die Karibikküste mit lokalen Küstengebirgen, die weiten Ebenen der Llanos mit ihren großen Flußsystemen, die Andenkette von Merída im Westen und die Urwaldregion im Süden auf dem uralten Bergland von Guyana mit seinen Tepuis.
Die tropische Küstenregion mit Teilen der Kleinen Antillen verfügt über einige wichtige Häfen: Cumaná und Barcelona im Osten, La Guaira und Puerto Cabello in der Mitte, sowie Coro und Maracaibo im Westen. La Guaira ist der Hafen von Caracas, Puerto Cabello war der einzige befestigte Hafen der Spanier in der Kolonialzeit, Coro ist extrem trocken und das feuchtheiße Maracaibo gilt als die heißeste Großstadt Südamerikas. Die sich oft weit ins Landesinnere erstreckenden Küstengebirge erreichen selten 2000 Meter. Dazu gehören auch die Hochebene von Caracas und die Täler Araguas, die nicht nur Alexander von Humboldt ausnehmend gut gefallen haben. Diese Gebirge stehen im Zusammenhang mit einer nordgerichteten Bewegungskomponente des südamerikanischen Kontinents aus jüngster geologischer Zeit. Die Inseln über dem Winde sind der zur Subduktion gehörende Inselbogen. Ganz im Westen befindet sich der Maracaibo-See, der trotz des offenen Meereszugang der größte Süßwassersee des Kontinents ist.
Die weiten Ebenen, die anderswo Pampa oder Prärie heißen, sind oft mit mannshohem Gras bewachsen. Hier, in den Llanos, wird Vieh in sogenannten hatos, größeren Rinderzuchten, kultiviert. Während der Regenzeit von Mai bis Oktober schwellen die großen Flußsysteme gewaltig an. Alexander von Humboldt berichtet aus der Regenzeit von über sieben Metern Überschwemmung am 2140 Km langen und oft mehrere Kilometer breiten Orinoko, unzähligen Tierleichen im Wasser und nomadisierenden Indianern mit Booten. Aber auch der Río Apure, sowie der Arauca und der Meta erstrecken sich dann über viele hundert Quadratkilometer außerhalb ihrer Fußbette.
Ganz im Westen Venezuelas liegt der fünftausend Meter (Pico Bolívar) hohe Zweig der Merída-Anden, der der kolumbianischen Ostkordillere entspringt. In der Merída-Kordillere liegt die Schneegrenze bei etwa viereinhalbtausend Metern.
Südlich und östlich des Orinoko liegt das meist dicht bewaldete Bergland von Guyana mit über 2000 Metern. Geologisch einer der ältesten Kontinentkerne, Jahrmilliarden vor dem Superkontinent gebildet, dessen Fragmentierung die Grundlage für die heutigen Kontinente darstellte, sind seine Formen längst abgerundet. Nur die stehengebliebenen, härteren magmatischen Gesteine ragen senkrecht als Tepuis über tausend Meter aus der Umgebung. Von einem dieser Tafelberge fällt der Salto Angel, der höchste Wasserfall der Welt.