Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 18.c. Peru: Entscheidung im Hochland

Bolivar hatte nach der Absetzung des überzähligen Präsidenten in Nordperu und gesellschaftlich-kulturellen Aktivitäten im Januar ein Schiff nach Lima bestiegen (s. Kap. 17.c.). Die beginnende Tuberkulose hinderte ihn an der Weiterfahrt und er verbrachte einen Monat in dem Hafenort Patavilca, von der Krankheit ans Bett gefesselt.

Da den argentinischen und chilenischen Truppen, die in der Festung Real Felipe in Callao stationiert waren, schon lange kein Sold bezahlt worden war, begannen sie in der Nacht vom 04. auf den 05. Februar eine Meuterei, die mit der Freilassung der royalistischen Gefangenen und dem Hissen der spanischen Fahne eine vorläufigen Höhepunkt fand. Der in Ica stationierte Ramon Rodil witterte seine Chance und schickte den Aufständischen Geld, um sie zum endgültigen Überlaufen zu bewegen. Neben den Truppen in der Festung wechselten, angelockt vom Glanz des Goldes, auch montoneros und peruanische Einheiten die Seiten, womit Callao endgültig verloren war. Die Aufrührer wußten, daß in Lima nicht genügend Soldaten zur Verfügung standen, und am 29. Februar konnten sie den letzten Widerstand brechen und die Hauptstadt besetzen. Schon vorher hatte der Kongreß Bernardo Torre Tagle abgesetzt, der ebenfalls überlief, Bolivar zum Militärdiktator ernannt und war nach Trujillo übergesiedelt. Hier beschloß das Parlament die Selbstauflösung. Reguläre spanische Truppen übernahmen Real Felipe und Ramon Rodil wurde zum Kommandanten der Streitkräfte in Callao und Lima ernannt.

Anfang März kehrte Bolivar nach Trujillo zurück, und übernahm die Staats- und Militärführung. Aber auch er hätte Schwierigkeiten gehabt, die Spanier aufzuhalten, wenn José Canterac die Unterstützung von Jeronimo Valdes, der in Oberperu gebunden war (s. das vorhergehende Oberperu-Kapitel), gehabt hätte. Vor allem Antonio José Sucre kümmerte sich um das Heer, das aus versorgungstechnischen Gründen in verschiedenen Orten an der Nordküste und dem angrenzenden Hochland untergebracht war. Bolivar, der, genau wie José de San Martin, kein gutes Verhältnis zu den montoneros hatte, wiederholte jedoch nicht dessen Fehler, die Guerillas nicht in seine Strategie einzubinden. Er konnte zwar nicht alle seine Vorstellungen durchsetzten, aber mit der Einsetzung eines ihm genehmen Oberbefehlshabers der montoneros verfügte er über einen gewissen Einfluß. Die verschiedenen Guerillatruppen standen nördlich und westlich des Mantarotals um Jauja, um den Spaniern mögliche Ausfälle zu erschweren, und Bolivars Heer rechtzeitig zu warnen.

Der Vizekönig José de la Serna in Cusco hätte es vorgezogen, die Initiative an sich zu ziehen, aber sowohl Canterac, als auch Valdes von Oberperu aus, waren gegen einen Erstschlag, der sie möglicherweise ihre Stellungen im Mantarotal gekostet hätte. Auch Sucre, der minutiös das Heer der Patrioten für den anstehenden Feldzug präparierte, versuchte seinen Chef davon zu überzeugen, daß ein schneller Schlag gegen das Nordheer von Canterac erfolgversprechend sei. Bolivar, der wegen einer Reihe von mißliebigen Maßnahmen, wie beispielsweise Zwangsabgaben für das Heer, von Attentaten bedroht war, bestand auf eine vollständige Vorbereitung. Dazu gehörte auch, die letzten von Francisco de Paula Santander in Bogota genehmigten Ressourcen für den Feldzug im Mai entgegenzunehmen.

Mitte Juni brachen die Heeresteile auf, um sich nahe Cerro de Pasco am 01. August zu vereinen. An diesem Tag motivierte Bolivar seine Soldaten bei der Parade mit einer Rede, um die Kampfmoral zu erhöhen. An folgenden Tag brachen die rund neuntausend Soldaten in drei Divisionen, zwei Kavallerieregimentern und vier Reiterschwadronen, mit 6 Geschützen auf, um das spanische Nordheer zu besiegen.

Canterac wußte von der Truppenkonzentration der Patrioten und zeigte nun doch Initiative, nachdem er vorher de la Sernas Angriffsbefehl ignoriert hatte. Am Tag des Abmarschs der Republikaner hatte er seine 8000 Soldaten in Tarma versammelt. Er bewegte sich an der Ostseite des heutigen Juninsees nach Norden und erreichte Reyes (Junin) am 04., um am folgenden Tag dreißig Kilometer weiter nördlich sein Lager aufzuschlagen. Er selbst führte die Erkundung der Kavallerie am Nachmittag an, wobei er herausfand, daß Bolivar sich auf der Westseite des Sees marschiert war. Da es an diesem Tag zu spät war, um umzukehren, ließ er das Lager befestigen und wandte sich am folgenden Tag nach Süden.

An 06. August erkundete Bolivar selbst das Terrain südlich des Sees mit seiner Kavallerie, um eine günstige Stelle für die anstehende Schlacht zu finden. Die Spanier waren jedoch bereits vorbeimarschiert und Canterac deckte mit seinen Reitern den Rückraum. Beide Infanteriekörper befanden sich am späten Nachmittag einige Kilometer von der Kavallerie entfernt und konnten daher nicht eingreifen. Bolivar führte seine 7 Reiterschwadronen südlich des Sees durch eine Engstelle zwischen dem Sumpf am Südostende des Juninsees und einem Hügel in die Ebene südlich von Reyes, auf rund 4200 Metern Höhe, wo die Spanier ihn erwarteten. Wegen des Geländes, mußten sich die Reiter Republik in Kolonne bewegen, während die 9 spanischen Schwadronen Kampformation einnehmen konnten.

Die berittenen Gardegrenadiere unter dem Kasselaner Otto Philip Braun mußten dem heftigen Aufprall der royalistischen Reiter standhalten, damit weitere Schwadronen aus der Engstelle das Schlachtfeld erreichen und sich formieren konnten. Die Zeit arbeitete zwar für Bolivars Truppen, aber die heftigen Attacken der besser aufgestellten Spanier sorgten zunehmend dafür, daß sich Auflösungserscheinungen breitmachten, die die Spanier, die sich ihres Sieges sicher waren, dazu veranlaßten, ihre Formationen bei der Verfolgung aufgaben. Bolivar versuchte mit einem Rückzugsbefehl seine Kavallerie zu retten, aber er drang nicht mehr durch. Statt dessen gingen nun die Patrioten zum Gegenangriff über, zumal nun auch die besten Reiter, Llaneros von José Antonio Paez, als letzte das Schlachtfeld erreichten. Vor allem die peruanischen Kürassiere hatten bei ihrem Gegenangriff massive Verluste, aber die ohne Feuerwaffen geführte Schlacht erreichte ihren Wendepunkt.

Die nur eine Dreiviertelstunde währende Reiterschlacht kostete Bolivar 150 Mann; die Spanier verloren doppelt so viele, aber schlimmer wog, daß die Spanier ihr Selbstvertrauen einbüßten. Denn nach wie vor waren beide Infanterietruppen unbeschadet, und Canterac hatte auf seinem Weg nach Süden ausreichend Gelegenheit, für ihn günstiges Gelände für einen Hinterhalt der Republikaner gehabt. Er zog es jedoch vor, zu de la Serna nach Cusco zu fliehen. Bolivar benannte das Pueblo de Reyes de Chinchaycocha, das die Spanier wegen seiner Freiheitsliebe mehrfach besetzt hatten, in Villa Heroica de Junin um.

Ohne unter direkter Verfolgung durch die Patrioten zu leiden, die sich gut einen Tagesmarsch dahinter hielten, erreichte Canterac Huamanga (Ayacucho) am 22. August. Die Königstreuen bemühten sich nach Kräften, den Vormarsch des Vereinigten Heeres von Bolivar zu stören, indem sie Brücken zerstörten, Lasttiere töteten und Vorräte verbrannten. Aber auch sie hatten mit Widerstand in Form von montoneros zu kämpfen, die sich vermehrt entlang ihres Weges bildeten. Da den Spaniern in großem Umfang die Soldaten wegliefen, teilte Canterac in Huamanga sein Heer in zwei Gruppen. Eine Gruppe bewegte sich auf direktem Weg über Andahuaylas und Abancay nach Cusco, während die andere einen Bogen nach Süden vollführte, um die Verluste durch Rekrutierung auszugleichen. Da rund 2700 Soldaten desertierten, aber nur 1000 angeworben werden konnten, blieb die Bilanz negativ.

Sowohl reguläre Einheiten Bolivars, als auch montoneros, nutzten die Gelegenheit, im Nachrücken Orte in der Umgebung zu befreien. De la Serna verstärkte den sich nähernden Canterac mit Soldaten aus Cusco, aber die Patrioten hatten offenbar kein Interesse daran, ihn ernsthaft anzugreifen. Das Gros von Bolivars Heer folgte der im Süden marschierenden Abteilung und blieb etwa 50 Kilometer südwestlich des Rio Apurimac und gut 100 Kilometer westlich von Cusco. Von hier aus unternahmen Gruppen von Reitern ab der zweiten Septemberhälfte Erkundungsvorstöße nach Osten, in die Region südlich von Cusco. Bolivar, der selbst an der Aufklärung teilgenommen hatte, kehrte Anfang Oktober über Huancayo an die Nordküste zurück, da er erfahren hatte, daß ihm José Antonio Paez aus Venezuela Verstärkungen per Schiff geschickt hatte. Sucre, der seit der Vorbereitung das Heer geführt hatte, übernahm daher den Oberbefehl, auch, wenn Bolivar weiterhin aus der Ferne Direktiven gab.

Der großkolumbische Vizepräsident Francisco de Paula Santander hatte noch Ende August vor dem Parlament durchgesetzt, daß Bolivar der Oberbefehl über die großkolumbischen Truppen entzogen wurde. Der Präsident erfuhr von der Änderung bei seiner Ankunft in Huancayo am 24. Oktober und ab dem 09. November wußte Sucre, daß er nun offiziell der Hauptverantwortliche war. Bolivar konnte es sich leisten, der Anordnung Folge zu leiste, da er in Peru immer noch oberster Militärdiktator war, und so trotzdem die Kontrolle behielt. Daß er später Sucre gestatte, nach eigenem ermessen zu handeln, erklärt sich daraus, daß Bolivar zu weit weg war, um die Lage sicher beurteilen zu können.

Ende September waren ein Linienschiff und eine Brigg aus Spanien vor Callao eingetroffen, die am 24. die Blockade der chilenischen Flotte unter George Martin Guise durchbrachen. Die Spanier übernahmen 200 Soldaten, die aus Arequipa gekommen waren, aber der erste Ausbruchsversuch am 07. Oktober scheiterte an der Patriotenflotte. Zwei Wochen später verzichtete Guise auf einen Angriff und die Spanier kreuzten in der Folgezeit vor der südperuanischen Küste.

Die Spanier in Lima hatten nach der Niederlage von Junin zwar ihre Truppen aus Lima abgezogen, aber auch von Real Felipe in Callao aus, kontrollierten sie weiter das Umland. Luis Urdaneta, der nach der Befreiung Ecuadors nach Peru gekommen war, hatte von Bolivar den Auftrag erhalten, die Küste nördlich von Lima zu sichern. Ende Oktober versuchte er in eigener Regie die Spanier zu vertreiben, um die Hauptstadt einzunehmen. Vor der Stadt kann es am 03. November zur Schlacht mit von Ramon Rodil aus Callao entsandten Truppen, die Urdaneta zurückschlugen. Bolivar, der um diese Zeit an die Küste kam, frischte Urdanetas Truppe auf und zog selbst einen Monat später mit dieser Abteilung in Lima ein, woran ihn die Spanier nicht hinderten. Sein Plan, die Königstreuen entlang der Küste nach Süden zu verfolgen, scheiterte an den Bitten der Einwohner, die nach seinem Abzug eine erneute Besetzung durch die Spanier von Rodil fürchteten.

Anfang Oktober war Jeronimo Valdes aus Oberperu zu de la Serna nach Cusco zurückgekehrt, und der Vizekönig verteilte die drei Divisionen südlich und westlich von Cusco auf der Nordseite des Apurimac. Die Stellung war defensiv, um einen möglichen Angriff Sucres zurückschlagen zu können, ermöglichte aber auch einen schellen Abmarsch, da der Vizekönig die Initiative an sich zu reißen gedachte.

Einerseits hatte die Regenzeit begonnen, und andererseits hatte Bolivar Sucre Zurückhaltung auferlegt, um das Heer nicht zu gefährden, da Bolivar damit rechnete, den Truppennachschub aus Venezuela noch vor der Entscheidungsschlacht zu Sucre bringen zu können. An dem Tag, als das Vereinigte Heer die von Sucre gewählten Positionen eingenommen hatte, dem 24. Oktober, begann der Abmarsch von de la Serna mit dem Gros seiner Truppen. Nur eine kleine Garnison verblieb in Cusco.

Die Spanier umgingen Sucre in Süden, der selbst zugibt, zu lange gebraucht zu haben, bis er tatsächlich davon überzeugt war, daß es sich dabei nicht um eine Finte handelte. Er verlegte erst zwei Wochen später sein Heer etwa 50 Kilometer nach Westen um den Angriff des Vizekönigs zu erwarten. Dieser jedoch setzte seinen Marsch nach Westen fort, um dann nach Norden abzubiegen. Er wollte lediglich Sucre von Nachschub abschneiden, aber Bolivar befürchtete, er könne an die Küste vorstoßen, um gemeinsam mit den Schiffen der Spanier andere Pläne verfolgen. Er wies daher Sucre an, dem Vizekönig nicht zu weit entfernt zu bleiben, um notfalls angreifen zu können.

De la Serna bewegte sein Heer über den Rio Pampas, wo er über hundert Kilometer südlich von Huamanga blieb, um die Provinzhauptstadt auskundschaften zu lassen, ob Sucre, der den kürzeren Weg hatte, nicht schon dort sei. Dieser jedoch war Mitte November erst in Andahuaylas und kam erst am 20. in die Gegend von Chincheros, unweit des Übergangs über den Rio Pampas. Hier verschanzte er sich an der Flanke eines Berges, um de la Sernas Angriff zu erwarten. Dieser sah jedoch zu viele Verluste beim Angriff bergauf voraus, und schickte daher Valdes mit der Vorhutdivision in den Rücken der Patrioten, nachdem seine Versuche gescheitert waren, Sucre mit Truppenbewegungen aus seiner Stellung zu locken. Valdes hatte mit der Bedrohung der Nachhut der Patrioten Erfolg, und in der nacht vom 30. November auf dem 01. Dezember brach Sucre auf und überquerte den Rio Pampas im Morgengrauen.

De la Serna machte sich an die Verfolgung, wobei zwischen den beiden Heeren zeitweise Sichtkontakt herrschte. In den beiden folgenden Tagen bewegten sich die beiden Kontrahenten in nördlicher Richtung, östlich von Huamanga. Valdes stieß um Mittag des 03. Dezember wieder zum Hauptkörper von de la Sernas Heer. Da die Nachhutdivision von Jacinto Lara zu weit hinter dem Rest von Sucres Truppen zurückgeblieben war, stellte Valdes sie am selben Nachmittag beim Übergang über den Rio Collpahuaico. Der entschlossene Angriff der Spanier kostete Sucre dreihundert Soldaten, obwohl alle in der Nähe weilenden Truppenteile und die Kavallerie, die William Miller führte, schnellstmöglich eingriff. Die beträchtliche Schwächung von Laras Division fällt mit der plötzlichen Erkrankung des Stabschefs Agustin Gamarra zusammen, den Francis Burdett O’Connor ersetzte. Beide Heere setzten ihren Marsch Richtung Norden fort, wobei die Spanier parallel westlich von den Patrioten befanden. Am 06. Dezember erreichte Sucre das Dorf Quinoa, etwa 25 Kilometer östlich von Huamanga. An der Ostseite des Ortes schließt sich eine kleine Hochebene an, die wegen einer Schlacht, bei der die Inkas unter Pachacutec 1437 die hier ansässige Warikultur unterwarfen, Winkel der Toten, oder in der Quetschua-Sprache Ayacucho, genannt wird.

Die Spanier umgingen die Patrioten am folgenden Tag im Norden, da Sucre am Vortag bei der Erkundung zwar eine günstige Chance zum Angriff ausgemacht hatte, aber der Tag zu weit fortgeschritten war, um vor Einbruch der Nacht zum Erfolg zu kommen. Am 08. bezogen die Spanier Stellung an einem steilen Berghang auf der den Patrioten gegenüberliegenden Seite der Hochebene von Ayacucho und bereiteten den Angriff für den kommenden Tag, den 09. Dezember, vor.

Seine 5780 Soldaten stellte Sucre morgens am Südwestrand der Hochebene auf. Links, also im Nordwesten befand sich die peruanische Division die José de la Mar führte. Rechts stand sich die 1. großkolumbische von José Maria Cordoba. Dazwischen, etwas zurückversetzt die 2. großkolumbische von Jacinto Lara, die in Collpahuaico dezimiert worden war. Davor hatte Sucre die Kavallerie postiert, die William Miller unterstand, und nur noch eine Kanone.

Die Spanier hatten seit dem Abmarsch aus Cusco von ihren 9000 Soldaten über 2000 durch Desertion eingebüßt, weswegen an diesen Tag in ihren drei Infanteriedivisionen und der Kavalleriedivision 6900 Soldaten bereitstanden. Hinzu kamen 14 Geschütze und eine Pioniereinheit. Laut dem Plan des Vizekönigs sollte die Division von Valdes die Peruaner von La Mar im Nordwesten angreifen, um die Formation der Patrioten aufzubrechen, während die beiden anderen Divisionen von Juan Antonio Monet und Alejandro Gonzales Villalobos nachrücken sollten, um das Werk zu vollenden. Die Kavallerie, die in zwei Brigaden aufgeteilt war, hatte den Auftrag, die Infanterie zu unterstützen.

Sucre, der sich seiner numerischen Unterlegenheit bewußt war, blieb keine Wahl, als den Ansturm der Spanier abzuwarten, da er nicht bergauf deren Stellungen angreifen konnte. Gegen 10 Uhr begann Valdes seinen Angriff und erwartungsgemäß waren die Peruaner von la Mar den erfahrenen Soldaten der spanischen Vorhut unterlegen. Sucre entsandte seine Reiter um die bedrängte Division zu unterstützen, und auch Cordoba, der vor seinen Soldaten sein Pferd umgebracht hatte, um zu demonstrieren, daß es keinen Rückzug geben würde, stieß quer über das Schlachtfeld vor. Da Valdes jedoch zu schnell vorgerückt war, und die Spanier später behaupteten, ihnen wäre der Weg durch Hangrutsche verlegt gewesen, konnte Cordoba die beiden zeitlich versetzt angreifenden Divisionen von Monet und Villalobos getrennt besiegen. Das gab trotz der sich zurückziehenden Peruaner den Ausschlag. Sucre warf nun alle bisher in Reserve gehaltenen Truppen nach vorne, um die fliehenden Reste der beiden Divisionen des Hauptkörpers des spanischen Heeres zu verfolgen. Valdes erkannte die Unhaltbarkeit der Lage seiner Vorhutdivision und versuchte nun ebenfalls den geordneten Rückzug, aber die Patrioten ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Die von de la Serna zurückgehaltene Reserve reichte nicht aus, um die nachdrängenden Republikaner aufzuhalten, und seine Gefangennahme zu verhindern. Neben den tausend Soldaten, die sich ergaben, fielen 1800 Royalisten und 700 wurden verletzt. Sucre hatte das dreistündige Treffen 300 Tote und 600 Verletzte gekostet. Viele der Königstreuen, von denen allerdings nur 6 Prozent aus dem Muterland stammten, wurden von den Peruanern auf dem Schlachtfeld umgebracht, nachdem die Entscheidung bereits gefallen war.

De la Mar überbrachte Canterac, der nach der Gefangennahme des Vizekönigs das Kommando führte, am Nachmittag das Angebot Sucres, ehrenvoll zu kapitulieren. De la Sernas Stabschef unterzeichnete, trotz des Widerstands von Valdes und anderen Hardlinern, die zu Recht darauf hinwiesen, daß es noch intakte Garnisonen im Peru und Oberperu gab, um weiterzumachen, noch am selben Tag die spanische Gesamtkapitulation für Südamerika. Mit Canterac und den anderen Offizieren, gingen daraufhin weitere tausend Königstreue in Gefangenschaft. Das bedeutet, daß rund 2400 Royalisten entkamen, beziehungsweise desertierten. Die spanischen Schiffe vor der Südküste landeten, als von der Kapitulation erfuhren, ihre Truppen an und machten sich auf den Weg zu den Philippinen.

Offiziell war damit der Krieg zu Ende und Bolivar ließ den Sieg von Sucre ausgedehnt feiern. Er selbst kam nach Huamanga, das er in Ayacucho umtaufte. Da aber in Oberperu und in der Festung Real Felipe in Callao die Kapitulation nicht anerkannt wurde, war der Krieg noch nicht ganz zu Ende. Außerdem kam es noch für lange Zeit zu Erhebungen von Monarchisten in allen Teilen des Kontinents. Für die Spanier im Mutterland bedeutete die Kapitulation allerdings die endgültige Niederlage und den Totalverlust der Kolonien. Um so mehr, als am 01. Januar 1825 England Großkolumbien, Argentinien und Mexiko als Nationalstaaten anerkannte, und weitere Staaten in Europa folgten.



Fortsetzung: Kap. 19. 1825: Nachgang



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