Unabhängigkeit
Kapitel 17. 1823: Letztes Aufbäumen der Spanier
Trotz aller Bemühungen der Spanier, sich der Loslösung ihrer Kolonien entgegenzustellen, zeichnete sich die kontinentweite Befreiung in Südamerika ab. In Spanien baute sich zum Jahresende noch einmal eine Bedrohung auf, die das Potential in sich barg, das Erreichte noch einmal zu gefährden. Im September und Oktober drang ein französisches Heer in Spanien ein, das unter der Führung des späteren Königs Karl X. von Frankreich dem bourbonischen Verwandten wieder zu alter Machtfülle verhalf. Ferdinand VII. brauchte allerdings ein Jahr, um Spanien vollständig unter seine absolutistische Herrschaft zu zwingen. Damit, und mit der im Dezember veröffentlichten Doktrin des US-Präsidenten James Monroe über die Nichteinmischung der Europäer in Amerika, erhielten Bolivar und seine Mitstreiter die Gelegenheit, ihr Befreiungswerk im folgenden Jahr zu beenden, ohne, daß die Spanier im Mutterland noch einmal hätten entscheidend eingreifen können.
Mit der endgültigen Kapitulation der Reste des Expeditionsheeres in Venezuela, war Ferdinand VII. nicht nur die Möglichkeit genommen, im Norden des Kontinents noch einmal Truppen auf wenigstens besetztem Gebiet anzulanden, er hätte eine Invasion in ein zunehmend international anerkanntes Land unternehmen müssen.
In Neugranada ereigneten sich zwar Aufstände gegen die Republik, aber selbst im nicht zu befriedenden Pasto, war das Potential nicht gegeben, den jungen Staat in seiner Gesamtheit zu gefährden.
Peru war weit davon entfernt, die Kolonialmacht zu besiegen, weil innere Streitigkeiten und das Fehlen einer Führungspersönlichkeit dieser immer wieder Vorteile verschaffte, die es ihr nicht nur ermöglichte das zentrale Hochland und den Süden des Landes unter Kontrolle zu halten. Die Spanier konnten sich sogar Vorstöße in die bereits befreiten Teile Perus erlauben. Auch mit großkolumbischer Hilfe konnte kaum das Staatsgebiet der Republik gesichert werden.
Fortsetzung: Kap. 17.a. Venezuela: das Ende des spanischen Expeditionsheers